ginen
swV.
auch gienen (
Helbl
2,1350
), vgl.
geinen
.
1
‘das Maul aufsperren’
2
‘(mit offenem Maul) gieren’ , auch ‘sich begehrend zuwenden’ , mit präp.
Erg. mit an (
1
‘das Maul aufsperren’
vil schiere er [der Hund, der seinem Spiegelbild im Wasser das
Stück Fleisch wegnehmen will] ginen began / und wolt daz stük
begrîfen: / dô muoste im daz entslîfen, / daz er in dem munde hât Boner
9,14;
Erz III
190,67;
LvRegFr
2449;
Virg
174,8;
Tund
756.
– Part.Präs.:
ez [das Krokodil] hât kain
zungen und hât ain weit ginendez maul unz an diu ôrn. ez wegt den obern
kinpacken und den undern niht BdN
233,11
2
‘(mit offenem Maul) gieren’, auch ‘sich begehrend zuwenden’, mit präp.
Erg. mit an (
VEzzo
259
), gegen/ gen (
BdN
249,26;
Seuse
47,18.
411,17
), nâch (
Seuse
361,22;
PrBerth ), ûf (
RvEBarl
4658;
Lilie ) oder abh. Nebensatz:
alsô ginest dû an dem jungesten tage nâch der frezzerîe vor aller der werlte
PrBerth
1:468,39;
übertr.:
wen sie [die Hölle] ginet biz
an den iungesten dac, wie sie die selen verslinden múge
Lucid
9,3.
– Part.Präs.:
de unmeziche mut, / de imer ginende is uppe dat unseliche guͦt
Lilie
21,8;
wir [...] zerspreiten
únser turstigen adren wit uf ginende von grosser begirde gen dir,
usklinglender gnadenricher brunne [Christus]
Seuse
92,18;
mit allen unsern sinnen und kreften und hertzen und
ginender begerunge Tauler
122,11
ginezunge
stF.
‘aufgesperrter Rachen’ (vgl. Etymol.Wb.d.Ahd. 4,336 s.v. ginazzen,
ginazzunga):
ringo [...] hinc rictus: ginezvnga Gl
3:256,6
(BStK461)
ginge
swM., stF.
‘Hoffnung, Zuversicht’ (vgl.
gingen
swV.):
in betwanc diu minne: / sô tet im wol der ginge, / wê tet im misselinge
Reinfr
2655;
sô lît doch in der bruste / diu fröude hôhes gingen ebd.
1123.
3321
u.ö.;
almachtiger zarter got, / [...] min
hail, min trost, min ginge! WernhMl
290
u.ö.;
vnde sicher von der ginge des widerlonis der gotlichvn si
nahvolgent vroͮdende sih [
et securi de spe retributionis
divinae subsecuntur gaudentes
]
BrZw
7;
da mite wir betúten, daz wir nach grozer ruwe ginge
haben zuͦ dem ewigen libe Lucid
96,12;
ob mir nach miner ging beschicht Gnaistli
269
u.ö.;
JMeissn
B:1,1,18.
B:1,8,11
gingebëre
swM.
→
ingebër
gingelgimpf
Subst.
Bed. unklar., (bei Harding, Dancing Terms, S. 109 unter →
gimpelgempel
behandelt als lebhafte Bewegung der
Füße):
wie sein schord / und misericord [dolchartige
Stichwaffe] / sein geschliffen. / da bei seinen fússen /
singen mússen gingelgimpf Neidh (S)
2,25 c8:6,26
gingen
swV.
‘hoffen, erwarten’ (vgl.
ginge
stM.):
div dinch, der wir gingen, daz ist vnsir herre, wan er wil selbe vnsir lon sin
PrGeorg (Sch)
21,20;
von den bruͦdern di nit verre inwec varint: der
bruͦder, der um ieclich antwurt wir gisant vnde dem tag wirt ginget
widerkomin [
qui ... ea die speratur
reverti
] zim munster, nit er giturre uzirtalb ezzin
BrZw
51
u.ö.
ginglapf
stM.
→
gineglapf
ginnen
V.
durch Synkope und Assimilation entstandene vorsilbenlose Form zu
beginnen
(vgl. 2
5Mhd. Gr. § L 55, Anm.;
s.a. die Belegübersicht bei Haupt, Erec, 2. Ausg. 1871, S. 327-29); sw. Prät.
gunde, vereinzelt st. gan (
Mai
26,28 La.
).
‘beginnen’
ob iemant kumt her in mein lant, / und ir den ginnet fahen, / des solt du mir
zu pusse stan Virg (St)
522,10.
524,6;
des ser erschrak der frosche schar / und gunden sich durch
forcht zu grunde laßen Mügeln
65,8
u.ö.;
er gvnde si vil lern EvAug
91,11;
si gvnnden in ze biten ebd.
87,8
u.ö.;
FrlSuppl
5:220,11;
der muot im dô entslîfen began [La. gan
]
Mai
26,28
ginneren
swV.
→
inneren
gînolf
stM.
vgl. auch
giemolf
.
jmd., dem der Mund offen steht (zu
ginen
), der den Mund zu voll nimmt ‘Vielfraß, Saufbold,
Gierschlund’
frâzheit, überezzen und übertrinken, als dise slünde, die dâ verswelhent
[verschlingen] friunt, êre und guot
[...] wan er hât sîn gewont, daz er ze allen zîten
ginolf wil sîn PrBerth
2:171,33
ginôt
M.
‘Aufreißen des Mundes, aufgesperrter Rachen (?)’ (vgl. AWB 4,274):
rictus: ginôd Gl
4:92,44
(BStK626);
rictibus: ginodun ebd.
4:158,12
(BStK391)
ginunge
stF.
‘klaffende Öffnung, Abgrund, Rachen’
si [die Hölle] heizet ouch Baratrum,
daz ist swarce ginunge. wen sie ginet biz an den iungesten dac, wie sie die selen
verslinden múge Lucid
9,3
giplîn
stN.
Dimin. zu erst später belegtem
gippe
stswF. ‘langes oder kurzes Oberkleid in der Art
eines Wamses oder einer Jacke’ aus afrz. gipon (vgl. Kühnel,
Kleidung, S. 89; FWB 6,2188 und Anm.z.St.; zumindest teilsynonym →
joppe
, →
schanz
; s.a.
gippentuoch
):
nû sage mir: kême ein grôzer herre zuo dir, der dich von dem tôde
erlœset hette, und von grôzer liebi die er zuo dir hette sô wêre er komen und
hette ein schenzelîn, ein giplîn, an geleit, daz er deste mê sich dir gelîchete und
deste baz dir heinlich möhte sîn PrNvStr
262,33
gippe
stF.
‘Gabe’ (vgl.
gëbe
,
gift
):
Alexander und Philippe / lebten so kristenliche, daz in got stiure gap mit
richer gippe JTit
6119,2;
sin edel art di gippe im gap, so daz unpris ie wart verderbet ebd.
1457,2;
sin tot im jamers gippe gap ebd.
2871,2
u.ö.
gippengappen
V.
ablautendes Wortspiel ‘geben’
‘ich kan iu niht gezeigen / des mînen guotes mêr / wan Riuwental mîn
eigen; / daz brâht mîn muoter her. / frouwe, daz wil ich iu gippen gappen’
‘herre, daz sult ir iu hippen happen’ Neidh (HW)
66,27
gippentuoch
stN.
‘Stoff für eine gippe (vgl.
giplîn
), ein wamsartiges Kleidungsstück’
swie kostelîch, swie reine / von golde purpur sîden schein / ein wâpenkleit
wart dâ als ein / gippen tuoch gehandelt Reinfr
7373
gips
stM.
‘Gips’
bi der varbe [des Speichels]
erkennet man ob di gift von blîwîz ist oder von gips SalArz
73,53.
3,39;
din [Marias] schamel
[Schemel] niht gemachet ist / von holze noch von
gipse KvWGS
1842;
Ipocr
157;
VocClos
Gi12
gipsære
stM.
‘Gipser, Tüncher’ (vgl. DWB 4,1,4,7541):
mit rate vnsirs capitels, vnsirre gothus dienestmanne, vnsirs rates, vnsirs
gidigenes [Gemeinschaft der Dienstleute] gemeinlich, der
murer, der gipser, der zimerlute, der vasbinden, der waginer, der wanner, der
trehsil zúnf UrkCorp (WMU)
155,5
gipsîn
Adj.
hier gipsen.
‘aus Gips’
gypseum est gipsen Gl
3:388,43
(BStK726);
accipe lapidem specularem id est gypsen ebd.
4:649,21
(BStK948)
(lapis specularis, ‘Marienglas’, ist eine bes. Art des
Gipskristalls)
gir
Adj.
auch gër (z.B. Wig ) und gijr
(
HagenChr
1294
).
‘begierig, verlangend, gierig’
der gire man VMos
75,11;
den giren ubelen willen sin ebd.
75,23;
in wirt so ger beiden dar / durch die liebe des wibes, /
[...] / daz si beginnent prinnen / von der hitze der
minnen StrKD
68,104;
zu ezzen ist mir so gir, / daz ich daz leben kume han
StrKD
58,II 172;
di helede von Tyre, / des lebenes vil gîre, / di fuhten sô di
wilden swîn SAlex
1316;
Ägidius
168;
ze strîte was in beiden ger Wig
7351;
lâ dir sagen mêr. / wis an die vînt niht ze ger Helbl
15,274.
– subst.:
der [König] was der êren gar ein gir, / geheizen was
er Avennir LBarl
69
(vgl.
êrengir
)
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