gewette
stN.
1 meist ‘Gerichtsgeld’ , dem Richter bzw. der öffentlichen Gewalt zu zahlendes
Strafgeld (zur Sache vgl. 2 HRG 2,360-362, für weitere rechtsspr. Belege s. WMU 1,724f. und DRW 4, 757-760) 2
‘Abgabe’
3
‘Machtvollkommenheit’
1
meist ‘Gerichtsgeld’, dem Richter bzw. der öffentlichen Gewalt zu zahlendes
Strafgeld (zur Sache vgl. 2HRG 2,360-362, für weitere rechtsspr. Belege
s. WMU 1,724f. und DRW 4, 757-760):
wergelt vnde buͦze vnde des richteres gewette sal man gelden vf den
tach, der geteilet ist [...], daz wergelt vnde die
buͦze deme clegere vnde deme richtere daz gewette UrkCorp (WMU)
2265,14;
ûf swem der kläger buoze gewinnet vor gerihte, ûf den hât
auch der rihter sîn gewette, ob er ez vodern wil SpdtL
221,15
u.ö.;
swer dâ hin [zum hof
] niht enkumet, der
ist dem künige eines gewettes schuldig SchwSp (W)
117,4.
– übertr. ‘Bestrafung’
der fride [durch Christi Geburt] chom an der
cite, wan div gewette werete fvnf tvsint iare vnde mere, daz wir armennesgen
[armen Menschen] ne wedir habeton gotes hvlde
noch der engile minne PrWack
3,85
2
‘Abgabe’
so hat der herre reht gewette vf dem man SchwSp
205a;
swer zinsgelt von einem herren hat da sol man den herren nit vfe phenden. wan
fvr als vil als der zins giltet. der sol sin gewette vf daz gvͦt haben ebd.
205b
3
‘Machtvollkommenheit’
wer mohte frömders vinden / [...] / daz ein maget
einvaltic / Alexandern also gewaltic / mit worten vbir rette / vnd sin hoh gewette /
mit magetlicher wipheit / gebrochin vnde hin geleit [hat]
Martina
148,28
gewetten
swV.
→
wetten
gewich
stSubst.
Quantität des Stammvokals nicht sicher zu bestimmen (vgl. wîch/ wich
stM.).
‘Wanken, Weichen’
got vorstende - si unser strich [schützender Gott, sei für uns
die Richtung/ gib uns das Ziel] - / reht irkende - ane gewich -
[(sei) Rechtes erkennend, unerschütterlich] / zorn
vertrende [von deinem Zorn dich trennend] , irbarme dich!
[
:mich :gelîch
]
Macc
14401
gewich
stN.
→
gewige
gewîchen
stV.
→
wîchen
gewicke
stN.
Koll. zu wëc
‘Wegscheide, Kreuzung, Gabelung’ (auch als unheimlicher, gefährlicher Ort, vgl.
EM 14,540-544 s.v. Wegkreuzung):
si waren an dem gewikke, da die wege ze sammen gent
PrOberalt
76,24;
füeret in ûz an das gewicke, dâ die erhangenen unde die erslagenen dâ ligent
PrBerth
1:395,5;
‘ich wil dem tiufel geben / sêl, lîp und mîn leben.’ / dâ mit er
an ein gewick gie EnikWchr
22347;
Rol
4576.
4528;
StrKD
4,527;
Teichn
237,36
gewide (?)
stN.
Koll. zu
wit
‘Gewebe, Geflecht’ (?):
als diu spinne, diu nâch jêmerlichem gewinne / ir geweide [La.
gewide
] spinnet ûz irm lîbe, / daz in dem webbe ein
mucke belîbe Renner
4795
gewider
stN.
wohl ‘Gegengesang, Antiphon’
da dun ich sij horen singen lieder, / sproͤche,
gedichte und gewyder / und dar zu manichen suͤßen don / von harppen und ander
seitenspil schon Pilgerf
6728
gewideren
swV.
→
wideren
gewiere
stN.
Koll. zu
wiere
‘Schmuck, Geschmeide mit eingelegter oder eingravierter Arbeit’
pellin [kostbare Stoffe] vnde
cleine gewire / die sconen gezire / die dar ie de chein man / ze herwerte gewan /
die uortin si an den rossen Roth
3572.
793;
so mangerhande geziere [La. ge biere
]
mocht ich mit sunder mære / gepruͤfen nicht wol schiere.
[...] / iz wer ergozzen, ergraben und gemalt mit
kunstrichem sinne JTit
415,1;
siu [die Frau] spannet fur ir bruste
/ daz ist geworht mit listen, / ain guldin gewiere, / daz ez ir den lip ziere
Hochz
23
gewieret
Part.-Adj.
→
wieren
swV.
gewige
stN.
auch gewich.
Vgl.
gewihte
und
2gewæge
.
‘Gewicht, Masse’
swer einhalb ein march / wiget gen einem sætein
[Seidengewebe] , / da muoz vil vngeleich sein / jr
beider gewige Krone
2920;
dv̍ bildelich temperung, dv̍ in got ist,
[...] git allen creaturn zal, gewig vnd masse
[
quia omni creaturae numerum, pondus et mensuram
tribuit
]
RvBib
175,15;
nim altes swinis smerwes enir vnze gewic Ipocr
297
u.ö.
– als Gewichtseinheit:
dv solt nemen ein gewich
carioffiles [Gewürznelke] . vnde
cinomonii [Zimt]
Ipocr
130.
– spez. Münzgewicht einer Stadt:
vmbe sehz vnd drizsig mark silbers luters vnd loͤtiges dez gewigez von
Strazburg UrkCorp (WMU)
N116,28.
N139,15;
vierdhalbhundert mark loͤtiges silbers guͦtes und gaͤbes
Chostentzer gewiges UrkMägdeb
295
(a. 1347);
DRW
4,768
(Böhmer-Ficker; a. 1329)
gewîge
stN.
‘Geweih’ (s.a.
hirʒgewîge
):
der hirz spranc ûffe eine steinruzzen [l.
steinru(t)sche
‘Klippe, Felsabhang’
] , und ime erschein ein gulden krûze in
sîme gewîge HvFritzlHl
233,12
gewîhede
stF.
zur Übersetzung von lat. ordinatio
‘geistliche Weihe, Ordination’
von dis aptis gwihda vnde sinr ordnvnga. an dis aptis gwihda
spricht er sol alzan dv bisheidinheit sin. daz der werde gesezzit. dén
gmeinlich vnde ebinhelligo alle dir samnunch im selbin vz irwellit mit gottis
vorchton BrEng
64
u.ö.
gewîhen
swV.
→
wîhen
gewîht
stF.
‘Priesterwürde’
vnde er [der neu geweihte Priester] nv̂t
sol, vmb dir gwiht willin [
occasione
sacerdotii
] , virgescin dir gehorsami vnde der regillichvn
zvhte BrEng
62
gewihte
stN.
(stF. s. WMU 1,725)
vgl.
gewige
und
2gewæge
, zur rechtsspr. Differenzierung s. DRW
4,761-766
1
‘Gewicht, Masse’
1.1 ohne nähere Bestimmung 1.2 nicht näher benanntes Gewichtsmaß 1.3 durch beigegebene Gewichtsmaße (auch in Gestalt von Münzgewichten) näher bestimmt 2 geeichtes Münzgewicht 2.1 mit Angabe des Geltungsbereichs ‘Münzsorte, Währung’
2.2 als dt. Entsprechung für lat. Münzbezeichnungen 3
‘das Abgewogene, Zugemessene, Maß’
4 Vergleichskörper beim Wägen, ‘Gewichtsstück’ (nicht immer von Münzen zu trennen)
1
‘Gewicht, Masse’
1.1
ohne nähere Bestimmung:
[Gott] die werlt geschuf von nichte, / diz
tapfere [schwere] gewichte, / die erden, uf daz
wazzer hienc / und vort daz wazzer umme vienc / mit sines himles dache
HeslApk
18136;
das gemuͤte [...] wirt
genant ein mosse, wan es misset das ander alles. es git im sine forme, sine
swere, sin gewicht Tauler
350,3;
swer ovch ein ander munze machte oder sluͦge, denne von dem riche
von altir her komen ist, swie gewere oder gut die were, ez si an gewihte,
gemelde [Münzbild] oder suere, den sol man fur einen
valscher haben UrkCorp (WMU)
879W,14.
– übertr. eine von mehreren Massen:
[der bekehrte Theodorus] karte mit sînen tûsinden
zu den nûntûsinden mertelern gotis. und sich, dô wart funden daz zehende
gewichte [der zehnte Teil] daz verlorn was, und
dô wart irfullit di heilige zehinde zale der zehentûsint gemarterten
ritteren HvFritzlHl
140,8
1.2
nicht näher benanntes Gewichtsmaß:
sechz hundert / und sechz und sechzic gewichte / goldes
HeslApk
19485;
unde Maria nam eyn gewichte tuwirre salbyn unde salbete
Jhesus vuze EvBerl
52,27;
bathenie [Betonie, eine
Heilpflanze] ein gewichte unde wasser drithalp teil also vil
unde daz zusamne getempert Macer
38,20.
38,22
1.3
durch beigegebene Gewichtsmaße (auch in Gestalt von Münzgewichten) näher
bestimmt:
vmbe zwenzig phvnt wachsis Constinzer gewihtis UrkCorp (WMU)
1820,16;
ein phunt gewichtez boumoleyez unde ein halben vierdunc
roter rosen bleter Macer
15,14;
vier unze batenien unde win in dem selben gewichte ebd.
38,19.
–
margaritarum eyn half quentyn [Viertel
Lot] , desunes [laut Glr. Schreibfehler, l.
pismes Bisam] eyn half heller gewychte
OvBaierl
110,15;
der same mit wibez milche, vuͦnzen pfennic
gewichte, genutzet hilfet sere wider di ruͦre Macer
94,5
u.ö.
–
ein bônen ~
(vgl.
bône
als Ausdruck für etwas Geringes):
batenie pulver ein bonen gewichte [eine
Prise] mit honege gessen dez abendez noch essene, hilfet
den magen Macer
38,29
2
geeichtes Münzgewicht:
vierhundert march guͦtes silbers vnd rehter gewiht UrkCorp (WMU)
3517,30;
also gebieten wir allen den [...],
die mit dem silbergewicht umbgent [...], daz die daran
kauffen und verkauffen süllen nach der marck und silbergewicht der stat zu
Regenspurg, daz nu furbaz unserr stat zu Münichen gewicht gehaizzen ist
StRMünch
566,3.
– hierher oder als gewit zu mnd. witte
‘Weißpfennig’ (vgl. Schiller/ Lübben 5,572):
des guͦtis ist ain lb. grozer bort sidun
[...] vnd viunf lot goldes vnd ain schillinch gewit
vnd siben vierdunge silbers vnd sehs march alter Wiener vnd ain golt stainli
UrkCorp (WMU)
866,11
2.1
mit Angabe des Geltungsbereichs ‘Münzsorte, Währung’
drúhundert mark guͦtes silbers Zúrich gewicht
UrkEidgen
198
(a. 1313);
wir sun oͮch der vorgnanden tusint march funfhundert march weren
mit loͤtigem silber Ertfurter gwicht UrkCorp (WMU)
1372,13;
vmbe sibenzehen marke silbers Schafuser gewihtez ebd.
1252,35
2.2
als dt. Entsprechung für lat. Münzbezeichnungen:
den [zehn Knechten] gab her czen gewychte
silbirs [
dedit illis decem minas Lc 19,13]
EvBerl
138,9;
uwir meister der ingebit nicht czwey gewichte guldyner
pfennynge [
non solvit didragma Mt
17,23]
ebd.
131,14;
so vyndistu eyn gewichte [
invenies
staterem Mt 17,26]
ebd.
131,21
3
‘das Abgewogene, Zugemessene, Maß’
in disin tagin [des Fastens] svl wir ettewaz zv
irbitin zv unsirme gewonlichin gewichte vnsirs dinistis [
pensu
servitutis
]
BrHoh
49.
50.
– hierher (?):
sy werden ewigklichen gehalten in dem selben saͤligen gewichte
[
in aeternum conservabuntur Ps
36,28]
PsMb
30(Glossar)
u.ö.;
aller werlt ende gewicht [
omnes fines terrae Ps
94,4]
ebd.
30(Glossar)
4
Vergleichskörper beim Wägen, ‘Gewichtsstück’ (nicht immer von Münzen zu
trennen):
von allen gewihten [Überschrift] ez
sin auch alle gewihte nuͦwe gemaht und gezeichent mit eime
trutenfuͦzze und sullen auch ewiclichen also beliben on die fronwoge bestet
[...]. wer aber mit anderm gewihte uzmezze sin
kaufmanschaft, [...], der sol iar und tag die stat rumen
WüP
79,1.
–
(un)reht ~
:
die ratman haben die gewalt, daz sie richten uber allerhande wanemaze vnd
vnrechte wage vnd vnrechte schephele [Scheffel,
Getreidemaß] vnd uber vnrecht gewichte UrkCorp (WMU)
51,28;
den lûden sagede er [Johannes der Täufer]
rehtez leben, / wie die kouflûde geben / sulden reht gewihte, / die herren reht
gerihte Erlös
4159;
Hiob
5091
(vgl.
TvKulm
689
).
– übertr. und bildl.:
owe, gut und ere, / richeit, gewant, gesteine, golt, daz wirt ein krank
gewichte, / wider dem schatze, der an allez ende wert JMeissn
A1:20,6;
guot vriunt verwigt den zentenære [wiegt einen Zentner
auf] , / der valsche ein quinti [Quentchen,
Viertel Lot] niht enwigt; / dâ [beim falschen
Freund] wort, niht werc ze wâge ligt, / phuch, der gewiht
[Gen.Pl. ‘etwas von diesem (geringen)
Gewicht’
] ist ganzem vriunt unmære AMeissn (R)
250,12;
den [
dez tievils burgere
] was ir
lebin swere / wan siv erkanden gotis niht / ir lot was valsch vnd ir gewiht
Martina
26,12;
sus wil ich [Christus] selbe an lîbe / wesen
daz gewihte, / daz die wâgen rihte / ûz der dûfen
[Tiefe] in die luft, / in den himel ûz der kruft
Erlös
1017
gewihtephenninc
stM.
eine Münze:
den [geangelten Fisch] nim und tuͦ ime ûf
sinen munt, sô vindestu ein gewichtepfennig [
invenies
staterem
]
EvBeh
Mt 17,26
gewilde
stN.
1
‘Wildnis’
2
‘Wildheit’
1
‘Wildnis’
dô was der junge vürste komen / durch ein gewilde in einen tan Bussard
547.
766;
es sol ouch in den selben zilen nieman kein horn erschellen noch dekein
gewilde vellen, dz ban haben sol, noch ouch dehein hus buwen UrkAargau
2,3:152,27
(bald nach 1324);
jn daz lanth [India] ist
muͦlich ze cuͦmene, [...], vnde ist so michel
gewilde, daz nieman in vier iaren da durch comen mac Lucid
20,10;
WhvÖst
4896;
Goldemar
8,8
2
‘Wildheit’
nûst der blüenden heide voget / mit gewalte ûf uns gezoget. /
[...] / er tuo uns den grüenen plân / rôsen unde
bluomen ân; / sô scharpf ist sîn gewilde KLD:GvE
2:1,8
gewilden
swV.
→
wilden
|