gewaltsame
stF.
‘Herrschaftsrecht, Gerechtsame’
daz wir enhein gewaltsami habent vber daz vorgenande guͦt vnd die
lúte UrkCorp (WMU)
3426,25;
mit bænnen vnd mit getwingen, mit gewalzami, mit allen gerihten, div́
dar zuͦ hoͤrent ebd.
2021,4;
UrkRapp
296,12
(a. 1329).
– Gebiet, über das sich diese Rechte erstrecken:
alluͥ diu guͤter, diu in vnser gwaltsami gelegen sind
UrkGraub
5:210,13
(a. 1338)
gewân
stM.
‘Vermutung, Glaube’ (vgl.
wân
stM.), hier in der Wendung ~
haben (mit Gen.) ‘etw. glauben, vermuten’
waz hilfet nu gesprochen / min bichte, wand ich habe des gewan, / daz mir got
nicht geruche lan / aplaz umb die missetrite Pass III
590,47
gewanc
stN.
‘Bewegung’ (vgl.
wanc
stM.), hier wohl i.S.v. ‘Bewegungsfreiheit’
(?):
sô daz ez [das Tuch] ûf ir ahselbein / hangende her
abe schein / und ir die kel bedahte gar / und ir wengel liehtgevar / und ir schoene
tinne [Stirn] , / daz doch wengel noch kinne / noch ôren
hâten kein getwanc [La. gewang, vgl. aber Vorlage non
tamen aures, vel maxillum, vel mentum arcabatur illo
vello
]
WvRh
13604
gewandære , gewendære
stM.
Händler, der (im Ellenmaß) geschnittenes Tuch verkauft (vgl.
gewantsnîdære
):
so ist auh der gewander reht, daz kain lodwaeber noh niemen
der gewant erziuget bi der ellen [im Ellenmaß] niht
verkaufen sol wan bi ganzen loden [das Stück Tuch als
Ganzes]
StRAugsb
42,1;
verkauffet ein gewander gewant unde enphilhet daz eime snider
ebd.
217,8.
41,29.
22,2;
wir die dritzehen gezunfte zu Spire, die ducher, gewender unde snider, die
rinkauflute, die metzeler [...] unde alle die, die in die
vorgenanten gezunfte horent UrkSpeyer
296,40
(a. 1327)
gewande
stswF.
vgl. auch
2gewende
stN.
1 wohl ‘(langgestreckter) Acker’ , oder spez. ‘Anwandacker, Pflugwende’ ?
(vgl.
anewande
1 ) 2
‘Gegend, Gebiet’ (überw. als Reim auf lande )
1
wohl ‘(langgestreckter) Acker’, oder spez. ‘Anwandacker, Pflugwende’?
(vgl.
anewande
1):
diz ist das gut [...] 1 acker vf die anewende, vber
den kirrweg. item 1 acker in der Widen. item <1/2> acker uber den Ehenheimer
weg, in dieselben gewanden UrkEls
2,71
(a. 1299)
2
‘Gegend, Gebiet’ (überw. als Reim auf lande):
Duringer herre Ludewig, / lantgrave der gewande, / ein furste Hessen lande, /
ein palnzgrave in Sassen Elis
4531;
des quam uz deme lande / bi Marcburg der gewande / zwolf dusent armer lude dar
ebd.
7600;
alle die gewande / zu deme heiligen lande ebd.
4121.
5424
u.ö.;
die sollent fliehen uf gewande / der berge [
fugiant ad
montes Lc 21,21]
EvStPaul
9937.
– lokal begrenzt ‘Ort, Stelle’
enist ez niht, daz ich [...] minen finger nach
gewanden [dem Ort nach (?)] / niht in die stat der
nagel lege [
mittam digitum meum in locum clavorum Io
20,25]
EvStPaul
14583.
– spez. ‘Ortschaft’
in Galileen lande / zu Chana der gewande [
in Cana
Galilaeae Io 2,1]
EvStPaul
11102;
sin lumunt nu gebreidet wart / in aller der gewande, / die was in dem
lande [
in omnem locum regionis Lc 4,37]
ebd.
6380
gewandelunge
stF.
‘Wechsel, Wandlung’
gewandelunge uon kalt in heiz SalArz
46,36
gewanden , gewenden
swV.
‘jmdn. einkleiden, mit Kleidung ausstatten’
sag, waz wær aller welte leben, / würd in ir lîpnarung niht geben / von ires
povels handen? / wer solt sî dann gewanden? HvBer
9565;
gewente die nakten UvLil
259 ri 41;
der pflegvater soll das kind gewändten DWB
4,1,3,5288
(Amberger acten; a. 1334)
gewandeshalp
Adv.
‘die Kleidung betreffend’
swie unhovebære / gewandeshalp er
[Rual] wære, / er was iedoch zewâre / an lîbe und an
gebâre / vollekomen unde rîch Tr
4030
gewandet
Part.-Adj.
→
wanden swV.
gewânede
stF.
‘Meinung’ (vgl.
wænen
swV.), hier in der Wendung in den ~ n
stân
‘einer Meinung sein’
er stuͦnt in den gewandin, / do er nicht mochte
gesigin, / daz er wolde da beligin / vnt er nicht genesin wolde Athis
C 68
gewanken
swV.
→
wanken
(vgl. auch
wenken
)
gewant
Part.-Adj.
→
wenden
swV.
gewant
stN.
vgl. auch
gewæte
.
1
‘Kleidung, Kleidungsstück’
1.1 allg. 1.2 übertr. 2
‘Ausrüstung, Ausstattung’
3
‘Tuch, (Kleidungs-)Stoff’ (hauptsächlich in Rechts- und Urkundentexten belegt,
meist nicht sicher von
1
zu trennen)
1
‘Kleidung, Kleidungsstück’
1.1
allg.:
deme libe ist durft daz in daz gewant werme behalde
SalArz
22,34;
ir bette hiez sie ir bereiten, /
[...]. / dar an legte sie sich sân / in allem ir
gewande Eracl
3107;
man spricht, daz ain pabist, Alexander, ain gewant het,
[...], und wenn man daz rainigen wolt, sô wuosch
man ez mit anderm wazzer niht, dann daz man ez in ain feur warf
BdN
278,6;
der het an im alsolch gewant, / ob im dienden elliu lant,
/ daz ez niht bezzer möhte sîn Parz
225,9;
daz gewant des ordens SpitEich
21,4;
StRBrünn
360;
Roth
1185.
– auch von Kampf-, Schutzbekleidung (meist mit entsprechenden
Ergänzungen):
si [Brunhild] swanc in [den
Stein] krefticlîche verre von der hant: / dô spranc si
nâch dem wurfe, daz lûte erklang ir gewant NibA
435,4.
422,2.
423,3;
strîtlîch gewant NibB
888,4;
ein wâfenlîch gewant ebd.
1695,3;
da ne was nehain isenin gewant, / nehain
stalhuͦt / nie so ueste noch so guͦt Rol
5408;
von stahelringen ein gewant KvWTroj
3705;
ein stehelîn gewant KvWTurn
426;
GTroj
2613.
– allg. als hochwertiges Gut (in einigen Belegen könnte auch ‘Tuch,
Stoff’ gemeint sein, vgl.
3
):
er gap gift vber gift, / ros, gewant, silber, golt
Herb
3165;
iegelîcher was sô rîche / an rossen und an gewande, /
an bürgen und an lande, / daz im nihtes gebrast Wig
213;
sîneme vater er sante sam vile scatzes jouch gewant
Gen
2482;
GrRud
Gb 23;
VAlex
523
1.2
übertr.:
güete, schœne und êre, / dâ bî reinen muot, / diz
gewant treit diu vil hêre KLD:GvN
38: 1,7;
daz er der sêle gewant, / den lîp, behielte reine
RvEBarl
11970;
diͤ dügde [l.
tugenden
] sint der seln gewant
MarlbRh
113,29;
die geschrift der rede ist ain gewant
HvHürnh
70,1;
Vät
39550.
– i.S.v. ‘(trügerischer) äußerlicher Anschein’
vil manic laster und manic schande / wirt verborgen in schœnem
gewande Renner
12740
2
‘Ausrüstung, Ausstattung’
daz swert ist ain riterlich gewant, / iz zimt wol in iwer
hant Rol
5577;
den daz vingerl unt der stap ist geben / unt ander vil
bezäichenlîch gewant, / dâ von si bischof sint ginant Erinn
63
3
‘Tuch, (Kleidungs-)Stoff’ (hauptsächlich in Rechts- und Urkundentexten belegt,
meist nicht sicher von
1
zu trennen):
welch gast her in di stat [...] vurt shone gewant,
der shal gebin von dem tuche ein halbis scoth UrkBresl
111
(a. 1327);
verkauffet ein gewander gewant unde enphilhet daz eime snider
StRAugsb
217,8;
der [
asch
] ist
[...] den värbern guot, die gewant und ander dinch
värbent BdN
324,9;
StRFreiberg
252,3;
StRBrünn
389
gewantgadem
stN.
1
‘Kleiderkammer’ (übers. lat. vestiarium ) 2 wohl eine Verkaufsbude oder ein Gebäude zur Lagerung von Kleidung bzw. Tuch (vgl.
gadem
und FWB 6,1840)
1
‘Kleiderkammer’ (übers. lat. vestiarium):
di nidercleit dis di in weg werden gisant von giwangadim
nemin div widerkominde giwasscin da si widergebin BrZw
55
u.ö.
2
wohl eine Verkaufsbude oder ein Gebäude zur Lagerung von Kleidung bzw. Tuch (vgl.
gadem
und FWB 6,1840):
das Elbracht uf der Hovestad [...] derselbin Cysen
hette gesast ire lebetage zwo marg geldes, die sint gelegin uf der Bulczen hus und
uf eyme gewandgademe UrkFrankf
2,484
(a. 1338)
gewantkamer
stswF.
1
‘Kleiderkammer’ (übers. lat. vestiarium ) 2 ein Gebäude, wohl ‘Gewandhaus, Tuchhalle’
1
‘Kleiderkammer’ (übers. lat. vestiarium):
wan sie [die Mönche] daz nuwe
[Gewand] entfaent so sollen sie daz alde wider
antwirtin in die gewant camere BrEb
55
u.ö.
2
ein Gebäude, wohl ‘Gewandhaus, Tuchhalle’
Ruͤgers stuben des Haemler [...] dev da stet
auf [bei] der gewant chamer vnder den Lauben
UrkWSchott
223
(a. 1340)
gewantkeller
stM.
Keller, in dem mit Tuch/ (Kleidungs-)Stoff umgegangen wird (Lagerung, Zuschnitt,
Verkauf o.ä.):
ein phunt geltes leit ouf hern Chunratz des tuechscherer hovs, daz da leit bei
des Scherautz gewant cheller an dem Hohenmarcht UrkKlostern
1,259
(a. 1336)
gewantmarket
stM.
‘Tuchmarkt’
das nieman vf kainem marchte [...] sol da chain
linwat verchoͮfen, wize noch rowe, wan trie tage vor dem gewandemarchte
UrkCorp (WMU)
1102,25
gewantmeister
stM.
Verwalter der klösterlichen Kleiderkammer (hier bildl.):
in der sele closter sol Got únser herre prior sin, beschaidenhait
subprior, [...] demuͤtkait gewant maister
PrGeorg
339,15
gewantsnîdære
stM.
Händler, der (im Ellenmaß) geschnittenes Tuch verkauft (vgl.
gewandære
):
swer ouch gewant snîdet, er sî gewantsnîder tûchmacher oder shröter, der schol
sîne elle tychte [d.i. tihten
‘eichen’
] nâch der stat elle UrkZeitz
53
(a. 1322);
waz rehtes die gewantsnider haben suln StRAugsb
2,34;
nu sal man bi der elin / gewantsnidere zcelin PfzdHech
293,30;
StRBrünn
388.
– als Gl. zu lat. sartor
‘(Flick-)Schneider’ (vgl.
snîdære
):
sartor: gewandsnider [La. schnider
]
VocOpt
17.046
gewantsnîden
stN.
‘Tuchhandel’ (mit Schnittware):
von deme gewantsnidene: nieman sal gewant sniden zu Erforte dan
[...] undir den gadimen UrkCorp (WMU)
1161A,11
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