galsterlich
Adj.
‘zauberisch, magisch’
die leiden zoͮberāre [...], die die sīne wolten
uerstōzzen / mit galsterlīchen dingen [
Ex 9,11
]
Exod
1757
galt , gelte
Adj.
zur umgelauteten Form vgl. Etymol.Wb.d.Ahd. 4,34-36.
‘unfruchtbar’, von Menschen, Tieren und Pflanzen:
di ebrecherinne [...] went
[...], daz sy gelde sy, / daz sy unkuscheit mug da by /
nach irem willen getryben: / keyne vrucht ir mac beclyben Hiob
9809.
9806;
übertr.:
uzen, gyt [= giht
]
er [Eliphas] , truge
er [Hiob] den schin / alsam er solde heilig sin, / und
was vol der sunden kelde / bynnen, und dorumme gelde / alle sine liebe bleib ebd.
6378.
–
alle habn sei [Schafe] tzwillinge / vnd ein galcz
[
sterilis
] ist nindert vnder in
OsekHl
55(Ct 4,2);
geltz ebd.
102(Ct 6,5).
–
jst abir der wynstok gelde, so machin si yn vruchtsam also
Pelzb
130,24.
118,21;
Hiob
9777.
– mit Gen.:
der selbe wintir was sō kalt, / daz dī vruchtboume
[...] mūstin werdin sōr / odir vruchte gelde
NvJer
25782
galtbrunne
swM.
→
galgbrunne
galte
swM.
‘einjähriges Kalb’
Auf Stayn geit ze cins [...] 1 melchen vrischinch
[milchgebendes junges Schaf] ; <1/2> galten
UrbSonnenb
67
galter
swM.
aus ge-alter.
‘Gleichaltriger’
diu ougen wāren im truobe / von der tage menige: / in aller sīner
gegene / was sīn galter nehein Wernh
3285.
– anders? (Bedeutung unklar):
in dem alter / wolde er [Christus zum Zeitpunkt
seiner Kreuzigung] sīn des lebens galter JvFrst
8404
galtnüsse
stFN.
auch gelt- ( SchwSp ;
SchwSp(W)
315,8;
UrkCorp (WMU) ).
1
‘Geldstrafe’
2
‘Verpflichtung zur Entschädigung’ , 3
‘Verantwortung, Rechtfertigungspflicht’
1
‘Geldstrafe’
geit [...] der gelter an dem ahten
tage phant oder phenninge, so ist er dem burgraven chainer kaltnusse schuldik
StRAugsb
208,36;
swelher des niht entut [...], der git
ze galtnusse dem munzmaister drizzik phenninge ebd.
16,10.
58,2.
69,38;
UrkCorp (WMU)
1331,16
2
‘Verpflichtung zur Entschädigung’,
so haben wir den gewalt daz wir [...] den mist vnd
swaz die gassen [...] geirren möht, fvren sulen oder tragen
[...] swa wir hin welten an alle galtnvsse
UrkUlrich
2,49
(a. 1319)
– jmd. hāt, līdet (deheine) ~
; ist, belībet āne
~
(mit Gen.d.S.):
geschiht aber nieman kein schade dā von denne im selber,
des hāt er kein galtnüsse SSpAug
207,20;
SchwSp
98a;
und tut ouch ez ein frowe [...],
diu sol die selben galtnuͤsse liden StRAugsb
123,26;
swenne daz [Nachweis einer źhaften
nōt
] geschiht, sō belībet er es āne galtnüsse, daz
er dar [zum lantteidinc
] niht komen ist
SSpAug
193,3;
sō belībet er aun galtnüsse daz er dar niht komen ist SchwSp(W)
407,7
(a. 1319).
– übertr.:
ez sloh schawer oder pisez oder lantz vrlevg, des schol mein sel vnd mein
jarzeit dehain geltnvzz [Einbuße] haben
UrkCorp (WMU)
2429,12
3
‘Verantwortung, Rechtfertigungspflicht’
so hant [...] mein herrn von Staingaden gewalt uns
[...] ze buzzend an leib und an gut nach iren gnaden,
als ander ir leut, die ir aigen sind, und sullen des kain galtnuse han, weder gen
gaistlichen noch weltlichen gericht, und gen niemen andern UrkSteing
596
(a. 1341)
galumpieren
swV.
→
galopieren
galvei
stNF.
auch -ai, -ay, caluaī.
– stF. UrkFreisÖst (
flekt. galuayer ebd.);
UrbSonnenb
56.
126.
– nur bair., aus mlat. calvea (s. Kramer, EWD 2,131),
galuaia, -uagium.
‘Galfe’, ein Hohlmaß für trockenes Schüttgut, meist Getreide,
auch Gemüse, Obst, Salz:
driv galvei gersten UrkCorp (WMU)
2940,36;
2 gal. waitzen und 2 gal. ponen UrbSonnenb
58.
52;
ein caluaī rokken vnd ein caluaī obs UrkCorp
3248,34.
N772,14;
UrbBayJ
203;
saltz [...] ein halb pfunt galvay
oder ein halb pfunt scheiben StRMünch
468,16.
–
swer saltz in den fuͦdern chauffet, daz man den in
igleichem fuͦder vier galvai weren sol bei dem mazze StRMünch
211,18.
236,17
(s. →
bruckmetze
);
vnd des wirt vberal siben chastmuͦt, der ie der muͦt tuͤt
driͤv galvei Muncher masses UrkCorp (WMU)
2984,9;
roken vnd gersten 27 <1/2> galuei der niwen Brixener maze
UrbTirol
72;
30 gal. waitzen der abtassinne maz UrbSonnenb
89.
82.
100.
–
zway galvay oder ains gebent nicht zolles
StRMünch
233,28;
di mezzer suͤlen chein uͤbermas, daz
uͤber ein halbes galvai ist, mer chauffen ebd.
208,2.
209,26.
–
ii galuay haber vnd i mererev galuay nach UrkFreisÖst
3,591
(um 1360);
zwo galuayer haber diͤ merer ebd.
3,591;
1 chlaine gal. UrbSonnenb
126;
pei gestrichner galvay und nicht pei gehaufter galvay, je 8 galvay für ainen
mutte chastenmaz DRW
3,1141
(SGeorgenbChr.)
galvel
stN.
Dimin. zu →
galvei
:
6 hofmut rok und 8 ster und 5 galfel rok, / item waizen 2 ster und 9 galfel
waizen UrbSonnenb
122
galy
Subst.
aus gr. γαλέη.
‘Wiesel, Marder’
galy ist ain tier [...], daz gar
küen ist. ez streit mit den slangen BdN
140,17.
140,21
galze , gelze
swF.
zu →
galt
.
‘junge Sau’, wohl auch ‘verschnittene
Sau’
scropha: alde su. porca: su. sucula: gelza iunge su Gl
3:368,19;
sucula: calce ebd.
3:670,66;
SummHeinr
1:143,385.
2:477,317;
weitere mhd. Glossenbelege s. AWB 4,214;
der einn phert verkoufet, daz git vier pheinninge zoͧ zolle
[...]; ein barc einen pheinning; zwō galzen einen
pheinning WeistGr
1,762
gam
stM.
→
gamen
gām
stFM.
→
goume
gāmahiu
MF.
auch kamahu. – aus afrz. cama(h)ieu; s.a. →
gāmān
.
1 ein geschnittener Edelstein, ‘Kamee’
2 ein Edelstein
1
ein geschnittener Edelstein, ‘Kamee’
(s. Engelen, Edelsteine S. 311f.):
diu aller beste gāmahiu / was daz selbe spengelīn. / diu Minne was entworfen
drīn / ūf ein gestüele hōhe enbor KvWTroj
3052;
uns wart ein mahelvingerlin: / ave daz vaterliche wort
[...]. / ez wirt ein uzgenomen stein / gestellet als
ein gamahiu, / da wunderlicher bilde driu, / geist vater, mein ich, unde kint, /
geschephet an mit flize sint KvWGS
1897;
ein urich [rein, lauter] gulden crütz mit einer
gamahü und mit edelm gestein und mit berlen UrkAgnes
133
(a. 1357)
2
ein Edelstein:
ein stein heizet kāmahū [La. gamahiv,
gaman u.a.] . / von dem wil ich iu sagen nū: / der
ist enmitten wīz gar / und alumbe swarz var / und ist vol antlütze
Volmar
629;
ein stein ist kamahu genennet und erkant Boppe
1:24,1.
–
jā, ūz allen sīden [von Gottes Thron] / schinen
aller hande wes [Edelsteine] : / perlin fīn und
agathes [...], / barillen unde gamahī [:
die; überl.: -hüe, -hie
]
Erlös
409;
niht krisopastus, / noh der himil varwe iacinctus
[...], / noh der gamahiv wert, / dez man in golt
gesmide gert Martina
50,83;
SHort
6964
gamālźōn
stM.
auch camźliōn,
gamalium,
gamaniol.
– aus griech.-lat. chamaeleon (vgl. Suolahti 1,92).
–
ein dem Element Luft zugeordnetes, von (und in) diesem lebendes Tier,
‘Chamäleon’
(vgl. Rausch, Methoden S. 168-200):
ez sint vier gotes geschaft, / der leben diu sint wunderhaft: / salamandrā
spīset sich / mit fiure, daz ist wunderlich; / gamālīōn des luftes lebt, / der
herinc wazzers, swā er swebt; / der scher [Maulwurf] sich
niht wan erden nert: / sus ist den viern ir nar beschert Freid
109,18
(=
Renner
20113
);
Georg
3907;
JTit
2807,2;
in luft gamaleōne / ist wol ān erden wazzer fiur Reinfr
26432;
der engel sanc was sō grōz [...], / daz sīn erschrac
gamāleōn, / der siben mīl in lufte vert / und sich niht ander spīse nert
Georg
1254;
ich leb dins trostes [...] / recht
sam der luft gamalion Mügeln
393,5.
188,2;
MügelnII
Gr:2,10;
MügelnKranz
1245;
Hätzl
2:60,105;
LS123
84.
– Adynaton:
der mūlwelf sol in lüften sweben. / dér gamālźōn sol nicht wan der erde leben
Boppe
5:2,5;
noch süzer dan der luft dem gamalione Frl
3:18,4.
– als Vogel vorgestellt:
dā sach er wie gamalźōn / der vogel sīniu eigen [l.
eiger ‘Eier’] birt, / und wie im uf dem
rugge wirt / sīn fruht schōn ūz gebrüetet Reinfr
22522;
Teichn
320,139.
– dem Salamander gleichgesetzt:
salamandra [...] haizt auch
gamaleon, daz ist als vil gesprochen als ain ertleo BdN
276,30.
– verändert die Farbe:
gamalion daz ist ein tier, daz hat die site, swaz varwe ez sicht, die im
gevellet, / gele oder rot, gruͤne oder bla, wiz oder swarz, swen ez wil, sam
wirt ez ouch gestellet Meissner
17:6,1.
5:4,11;
camźliōn [...] / daz der luft sīn spīse sī, / und
swelher varwe ez wone bī, / nāch der werde sīn balc gevar / denne rōt aleine
Renner
18879.
– als Wappentier (vgl. →
gabilūn
,
gampilūn
):
der von Arminzidole [...] / gelich gamaniole
fuͦrt er ein wapen tiure werdicliche JTit
4041,2
gāmān , gamānje
stM.
auch kāman.
ein geschnittener (vielfarbiger) Edelstein, ‘Kamee’ (wie →
gāmahiu
1
,
vgl. Vorderstemann, Fremdw. S. 93f.):
al die steine
gāmāne [
plāne:] / sint niht sō manegen wīs
gesehen, / sō man zimierde muose jehen, / die die minne gernden truogen
Wh
401,8.
16,12
(La. gamanye, s. Heinzle, Wh. z.St. mit Lit.);
[kostbare Edelsteine als Besatz eines Mantels:] der rubīn
und der sardius, / der prasem und der onichinus, [...], /
ouch sach man dā stān / den edelen kāman, / den man vindet begarbe / in sō maniger
varbe Ottok
69269
gamanderbluome
swMF.
wohl ‘Echter Gamander’ (vgl. →
gamandrź
), zwei Glossenbelege des 14. Jh.s s. AWB
4,34.
gamandrź
stF.
auch -drea, -drya, camandrź. – aus mlat.
gamandrea (s. Etymol.Wb.d.Ahd. 4,39, Suolahti 1,92).
eine Pflanze, ‘Echter Gamander’
(s. Marzell 4,666f.);
in heilkundlichen Texten:
gamandrea ist heiz unde trocken an dem dritten grade
Macer
34,1
u.ö.;
nim satureie. poley. ysop. camandre. origani. rote wazzer
minzen [...]. igliches sibenzehen korn
SalArz
95,39
u.ö.;
man [...] sal se dicke laten drynken
garolf vnd von neglein vnde gamandrya, went dat reyneghet dat blod
OvBaierl
73,35.
–
camadreos: groze gamandre, campiteos: cleķne gamandre Gl
3:538,11f.;
weitere Glossenbelege des 11. bis 14. Jh.s s. AWB 4,34f.;
VocOpt
50.102.
50.144.
– in Aufzählungen von Blumen bei Beschreibung eines locus amoenus:
nieman kan des sumers wunne volzellen. / schœn sint sīn
gisellen, / vīol, rōsen, bluomen, klź, / boume bluot, loup, gras und gamandrź
SM:Had
29: 1,10.
35:3,2.
41:2,4;
da stet viol unde kle, / sumerlaten, gamandre, / die werden
zitelosen; / ostergloien vant ich da, die liljen und die rosen Tannh
3,11;
SHort
5378.
– im Marienpreis:
dū [Maria] muscāde, dū cinemīn, / dū mirre, balsme
und aloź, / dū cardomōme, gamandrź, / dū burnende ōsterkerze / dū blūwest in dem
merze Erlös
2566.
6136
gamaniol
stM.
→
gamālźōn
gamanje
F.
vgl. Suolahti 1,92.
‘Schar, Gemeinschaft’, für weiblichen Hofstaat:
diu süeze gamanje
[
Britanje:] / enpfie vil wol die reinen
maget Wig
4021
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