d – dahsboum dahsloch – danc dancbære – dankunge dannan(t) – dansen dansunge – dæren dâ(r)/ da(r) enbinnen – dâ(r)/ da(r) mite darmwurm – dâ(r)/ da(r) vor dâ(r)/ da(r) vür – dechelîn dëcher – decretâl decuriô – dëhsen dëhsîsen – dempfec dempfen – derbin dërhalben – dës dëshalp – diapason diapente – diehter diehterîde – dienen 1dienest – dienesthuon dienestkæse – dieneststant dieneststiure – diephaftec diepheit – diernkint diernlach – dîhsel dîhselwagen – dinc|hœrec dinc|hûs – dincstuol dincsuoche – dinges|pêne dincsuoche stF. dinctac stM. dincteidinc stN. dincvluht stF. dincvlühtec Adj. dincvoget stM. dincvogetîe stF. dincwart swM. dinczal stF. dinczît stF. dînes|heit stF. dingære stM. dinge Subst. dingelich Pron. dingelîn, dingel stN. 1dingen swV. 2dingen swV. dingesgëbære stM. dingesgëben stN. dinges|pêne stF. dînhalp, dînenhalp – dirhalp dirre – dissonieren distel – diubede diubelîn – 1diutisch 2diutisch, diutsch – dolinc dollîche – donerec donergebirge – dorfban dorfbecke – dorfmaget dorfman – dorfwërc dorfwîp – dorngewahs dornhac – dörperdiet dörperecheit – döuwe döuwen – dræhseln drâht – dræteclich, drâteclich drâten – drî|benemede drî|bort – drîgesæʒe drîgevar – drinden drindunge (?) – drîstunt drîtegec – drîvaltecheit drîvalteclich – drîʒegeste drô – druc drûch – druoswurz drusene – dulteclich dulten – dünkelbiderman (?) dünkel|êre – dunsten dunster – durchbittern durchbitzen – durchbrüstec durchbüenen (?) – durchgân durchganc – durchgnîten durchgöuden – durchguot durchhecheln – durchkifen durchkiusche – durchlanc durchlâʒ – durchloben durchlochen – durchnageln durchnagen – durchrein durchreinegen – durchsaffen durchsagen – durchschœnen durchschouwec – durchsieden durchsîhen – durchslîfen durchslingen – durchstërben durchstërnen – durchswingen durchtân – durchvëhten durchvellec – durchvlieʒunge durchvloʒʒenheit – durchvünden durchwæhen – durchwiden durchwieren – durchziln durchzimbern – durftlôs dürkel – dürre dürre – duster dusternisse – düʒʒec
|
dincsuoche
stF.
‘Dingpflicht; Verpflichtung, das Jahrgeding zu besuchen’
onus seu servitium corimedis et gravamen, quod vulgo dicitur dincsuche
UrkKölnBt
226
(a. 1198);
ab omni iure, quod vulgo dicitur dincsuͦche et cormede, liber permanens
UrkKöln
2,3
(a. 1200)
dinctac
stM.
‘Gerichtstag, Gerichtstermin’
komen die dingtage an einen heiligen tach, her [
der
schultheize
] mach wol uber einen tach oder uber zwene
nach deme heiligen tage sin ding uber legen [verschieben]
UrkCorp (WMU)
51,7;
das die von Walluff vnd Newendorff viermal im iar der herrschafft von Lindau
zu ungebotten dingtagen erkennen WeistGr
4,570
(a. 1304 kopial)
dincteidinc
stN.
‘Rechtsstreit’
he mac ouch eime iklichem manne wol gesten an sime gezuge, waz he bezugen wil,
iz sie umme koufschatz [...] oder umme dincteidinc, daz vor
gerichte geschit StRFreiberg
44,23
dincvluht
stF.
Flucht bei einer Gerichtsverhandlung, ‘Dingflucht’
von ding fluht SchwSp
100a (Überschr.)
dincvlühtec
Adj.
in der Wendung ~
wërden
‘gerichtsflüchtig werden, sich dem Gericht entziehen’
jst aber, daz ein ansprechman fur geboten wirt vf di hofmarch vnd er
dinchfluhtich wirt UrkCorp (WMU)
1100,40;
wirt ein man dincfluhtik, hat dem iemen fur geboten von des
clage er dincfluhtik wirt StRAugsb
225,5.
9,8.
228,21;
swem man vor gerihte beclaget, da er zegegen ist, vnde wirt er ding fluhtig
[...], wan [l.
man
] sol in zehant verehten SchwSp
100a
dincvoget
stM.
‘Vogt einer geistl. Grundherrschaft’ (nur im Rheinland):
ut abbas et conuentus eiusdem monasterii eligerent, quem uellent defensorem
hominum et bonorum suorum, qui uulgo dinkvoit appellatur UrkMittelrhein
2,288
(a. 1209);
patronum qui vulgo dincvogt dicitur, ab eadem curte exigerent ebd.
2,50
(a. 1171).
1,587
(a. 1144)
dincvogetîe
stF.
‘Amt bzw. Bezirk des Dingvogts’
in prefata aduocatia que dinguodia dicitur UrkMittelrhein
2,289
(a. 1209).
3,17
(a. 1213)
dincwart
swM.
‘Gerichtsbeisitzer, Schöffe’
dar nâh die schephen, alsô alle andere dingwarten SSp (W)
3:88,1;
wir [...] sazin nydir myt deme dingwarte gemeinliche
vnd byvalhin yn, daz sy vzgyngen vnd beschydin vns, waz wir zu rechte habin suldin
fon der herschefte wegin WeistGr
1,526
(a. 1306);
welch man bezugen wil eine dincsache [...] daz muz he
iu tun mit deme richtere unde mit eime dincwarten oder sus mit eime erhaften manne
StRFreiberg
104,21.
26,6
u.ö.
dinczal
stF.
zu nd. dingtal, mhd. nur selten belegt (vgl. DRW 2,1006f.).
‘Gerichtszeit, Gerichtstermin’
rechtes weigert der richter, swenne her nicht richten en wil, oder sîne rechte
dingzale nicht en helt SSp(W)
3:87,3.
–
‘Lösegeld (bei Entlassung aus Gefangenschaft)’
allit dat gelt ind ander gut, dat van beyden syten gedingd of geloift was van
geuangen, of van birnschatze, of van eyncherhande dynktzalen UrkNiederrh
3,339
(a.1345)
dinczît
stF.
‘Gerichtszeit, Gerichtstermin’
so sol der rihter vragen [...], swer zu dem dinge
niht komen si ze rehter dinczit, ob im der iht wetten sul DRW
2,1007
(Schwsp.[R.]; a. 1275/87);
uͦfgegeben [...] czuͦ rechter dynckczit
an rechter dinckstat UrkMühlh
389
(a. 1327);
so sal man im teilen: he sulle in der dingecit zugrife
[...] ab he des nicht entut binnen dinges
StRFreiberg
32,22
dînes|heit
stF.
‘Deinsein’
dv́ solt alzemal entzinken diner dinisheit vnd solt zer fliesen in sine
sinesheit vnd sol din din vnd sin sin éin min werden Eckh
3:443,5
dingære
stM.
1
‘Fürsprecher, Rechtsbeistand’
2
‘Wortführer im Gericht, Richter, Vogt’
1
‘Fürsprecher, Rechtsbeistand’
der here van Tungeren bit namen / bat den heilegen allen samen / ende sente
Petere den gewaren bode / dat he sin dingare ware te gode HvVServ
1602.
–
hochvart vor gote enhat neheinen dinger Rumelant
3,65a
2
‘Wortführer im Gericht, Richter, Vogt’
gaf der proͤist den huͦverin sin urkuͦnde und bat den
dinger, hieme einen rêchtlichen dagh zuͦ bescheiden, vort die clage
zuͦ voͤlvuͦrin und rêcht zuͦ nemen UrkMoselQ
524,26
(Mitte 14. Jh.);
des beschiet der dinger [...] dême
vuͦrgenanten proͤiste ebd.
524,28;
als der dinger den dingh und den dagh gedingit und gebennet hatte, als dat
recht is ebd.
522,11
(a. 1344)
dinge
Subst.
Bed. unklar, ‘Veräußerung’ (?):
nullam alienationem, que vulgo dinge dicitur, circa barones vel alios faciam
vel admittam exceptis ministerialibus UrkWürtt
3,55
(a. 1216);
suis fratribus omnes suos homines proprios [...]
quodam modo qui vulgo dinge dicitur deputavit UrkHohenl
1:22,38
(a. 1219)
dingelich
Pron.
‘jedes, alles’
er [Gott] hât aller dingelîchem
mâze gegeben, / daz iz gelîche sol wegen Kchr
9237;
ez [das Kind] enlie sich niht betrâgen / ez enwolde
dingelîches vrâgen Greg
1170;
der [Teufel in Gestalt der
Schlange]
[...] im [Adam] daz obez ezzen
riet / und so groz ere dar an beschiet / daz gote her worde glich / wizzende aller
dinglich HeslApk
17642
dingelîn, dingel
stN.
Dimin. zu dinc.
‘kleines Ding, Gegenstand’
–
‘(kleiner, bescheidener) Haushalt’
dunket iz dih danne niht wende / daz dû gerne mit mir wil sîn,
/ so bevilh ih dir mîn dingelîn Kchr
1597;
swanne er wânte, deich dâ heime læge / unde im sînes dingelînes phlæge
Neidh
SL 25:5,2.
–
‘Sache, Ware’
do begonden die schifman gahen / deme stade sere nahen. / do
sie vͦz getruͦgen ir dingelin Albert
1146.
–
‘kleiner Teil (hier der Blüte)’
länkloteu dingl, diu hangent an den haseln, ê daz die nuz
dar auf gewahsen BdN
373,27;
und ist in seiner pluomen ain rôt dingel, gestalt sam ain
hüetl ebd.
383,13;
zemitelst [der Lilie] stêt ain
gelbez nägel dar inn und dar umb stênt klaineu dingel mit gelben hauptleinn ebd.
406,6.
– unklar; Euphemismus für Geschlechtsteil (?):
si tâten als die gelieben tuont: / si hielsen unde kusten, / die munde si
zesamene nusten, / mit wiu, deist von mir ungeseit / (man müeze wesen ungereit / wan
daz selbe dingelîn) UvTürhTr
1579
1dingen
swV.
von ahd. thingen, vgl. auch
1gedingen.
‘auf etw. hoffen, etw. zuversichtlich erwarten, (er-)bitten’
1 mit Gen.-Obj. (vereinzelt Akk.) 2 mit Obj.-Satz 3 mit präp. Erg. 3.1
ane
3.1.1 mit Bezug auf das erstrebte Gut 3.1.2 mit Bezug auf die gebetene Person 3.2
gegen 3.3
ûf 3.4
(hin) zuo
3.4.1 mit Bezug auf das erstrebte Gut 3.4.2 mit Bezug auf die gebetene Person 4 mit präp. Erg. und Obj. 4.1 mit Gen.-Obj. 4.2 mit Obj.-Satz 5 Part. Präs. ohne nähere Bestimmung
1
mit Gen.-Obj. (vereinzelt Akk.):
sus wart div schuldige âne schulde /
[...] / des dinge oͮch ih sunder wân
Wernh
D 2598;
solker mende [Freude] / muoz ich
dingen, / suozze singen / unde ringen / als ein lîb, / der sich des tôdes wol
versiht SM:Gl
1: 12,29;
des wil ich unzwîvellîche dingen: / sîst so sælic, daz mir
niemer kund an ir ze sælden misselingen SM:UvS
22: 5,5;
ich wünsch, ich dinge des einen daz vor grâwem hâre / mir dâ
gelinge baz danne ir genâde gebâre KLD:UvL
12: 5,1.
– mit Akk.-Obj. (s.a.
dingen2
2.6
):
himelisgiu chuniginne, / wie verre ich an dich dinge / daz
heil miner sele SüklV
35
2
mit Obj.-Satz:
si hât so maniger tugende vil: / ich dinge, ir minne werde mir
ze solde SM:KvT
3: 2,10.
3:4,4;
mir ist liebes niht geschên. / ich dinge aber, ob ich ez
verdiene, ez müge mir wol ergên MF:Reinm
33: 3,6;
ich hœre willeclîche dich / und dinge, daz dû wîsest mich /
eteslîcher mære guot RvEBarl
1656;
Will
29,4;
Wh
321,28;
UvZLanz
4327.
5657
3
mit präp. Erg.
3.1
ane
3.1.1
mit Bezug auf das erstrebte Gut:
di [Besiegten] lâzestu
sunderlingen / an dîne gnâde dingen / und lâzes si dir sîn undertân
SAlex
3461
3.1.2
mit Bezug auf die gebetene Person:
ich dinge an got minen [
spero in deum
meum
]
PsM
68,4;
herre, nu gewêr mich / einer bete der ih dinge an dih
Wernh
D 782;
Wernh
A 1508;
Spec
75,14
3.2
gegen:
in des suessen mayen zeit, / [...] alle creatur
dinget / gegen des liechten suͦmmers fruͦcht Dietr
353;
daz uns nœter ist nâch genâden gên gote ze dingen umbe unser slêwekeit,
denne nâch hôhem lône DvASchr
320,38
3.3
ûf:
wol ir Karlinge, / uf uwer aller gnade ich dinge
Rol
3154.
1060;
sie dingent ûf ein künftic leben, / daz mit vreuden iemer
stât / und iemer vreude ân ende hât RvEBarl
5626.
4644;
ûf den wân dinge ich noch sender man SM:Had
28: 3,9;
SM:Gl
1:10,4;
nû merkent, wie daz wilde / cleine süeze vogellîn / kan dingen ûf den
morgenschîn / und sich des tages fröuwen muoz, / sus wart gehoffet ûf ir gruoz /
und ûf ir kunft gedinget KvWTroj
20310
3.4
(hin) zuo
3.4.1
mit Bezug auf das erstrebte Gut:
maget aller magede, / [...] /
erchenne alle die dich minnent / und mit rehtem glouben ce dinen gnaden
dingent MarseqS
15;
sô ist mîn trôst und mîn leben / und al diu vröude dâ
hin, / ze der ich dingende bin, / und enwirde niemer mêre vrô
Tr
8198;
Litan
971;
UvZLanz
8967
3.4.2
mit Bezug auf die gebetene Person:
ich pin uerfluchet: / ich wane min got nine
ruͦchet. / suze Karlinge, / (zu wem scol ich nu dingen?)
Rol
6622;
du sorgest angeslîche, / daz wir sumelîche / dîne liute bringen /
darzuo daz sie dingen / von dînen handen hin ze got LBarl
9154
4
mit präp. Erg. und Obj.
4.1
mit Gen.-Obj.:
swen si [die Welt] sus an sich
bringet / und der zir helfe dinget, / den lât si ligen in der nôt
RvEBarl
4594;
der selben liebe dinge ich zir: / geruohte sî ez sô nach
gnâden scheiden, / so scheide ich mich von seneder nôt SM:UvS
6: 5,3;
ich dinge ouch helfe hin ze den gotes knehten / Philippes und dem bruoder
sîn Hardegger
1:3,8
4.2
mit Obj.-Satz:
sie [...] dingoten hinze got, /
[...] / daz er schiede selbe den strit
Wernh
D 1674;
ouch solt an iuch gedinget sîn / daz ir der meide ir vingerlîn / liezet
Parz
175,29;
nu ding ich, herre, an iuwer zuht, / sît vreude ûz mînem
herzen vluht / hât, daz irz niht wîzet mir Wh
254,11;
ein trôst, da dinge ich an: / daz sich wîbes güete niht
gelîchen kan SM:UvS
23: 5,7
5
Part. Präs. ohne nähere Bestimmung:
ir wân het si niht betrogen, / den siu dingende truoc
UvZLanz
3597
2dingen
swV.
von ahd. thingôn, vgl.
2gedingen.
1 zu dinc 1
‘Gericht’
1.1
‘Gericht halten’ (meist intr.) 1.2
‘etw. (gerichtlich) festsetzen’
1.3
‘sich vor Gericht verantworten, sühnen’
1.4
‘etw. (vor Gericht) ausbedingen’ (oft mit Dat.d.P.) 1.4.1 in den Wendungen holunge/ reht/ wandel
1.5
‘sich an ein (höheres) Gericht wenden, Berufung einlegen’ oft mit präp. Erg. (überwiegend aus dem österr.-bair. Sprachraum) 1.5.1 mit Gen.-Obj. 1.5.2 mit Akk.-Obj. 1.5.3 mit Pron.-Adv. 1.5.4 in der Wendung vürbaz ~
1.6
‘jmdm. (vor Gericht) beistehen’
1.7
‘jmdn. vor Gericht zitieren’
2 zu dinc 2
‘Vereinbarung, Abmachung’
2.1 intr. ‘verhandeln, unterhandeln’
2.2
‘(jmdm.) etw. versprechen, zusichern’
2.3
‘(etw.) vereinbaren, vertraglich festsetzen’
2.4
‘jmdn. für eine Tätigkeit anstellen, in Lohn und Brot nehmen’
2.5 in der Verbindung mit jmdm. umbe etw.
‘(einen Betrag) aushandeln’
2.6
‘etw. verlangen, sich etw. ausbedingen’ mit Akk. oder Obj.-Satz 2.7
‘etw. mieten, pachten’
2.8
‘etw. zum Kauf anbieten, mit etw. handeln’
2.9
‘etw. vermachen, überschreiben’
2.10
‘etw. borgen, leihen’
2.11
‘etw. übereignen, ein Leibgeding, eine Morgengabe aussetzen’
2.12
‘unterwerfen’
2.12.1 tr. 2.12.2 phras. under jmds. vanen/ baniere
‘etw. unterwerfen’
1
zu dinc 1
‘Gericht’
1.1
‘Gericht halten’ (meist intr.):
Paligan admirate / ist also uz chom(en): /
[...], / er gesuͦche sie ze Karlingen, / ce
Ache wil er dingen Rol
7302;
di viͤr benke, do man inne dinget daz lantdink, statdink vnde
iudendink UrkSchweidn
60,9
(a. 1336);
vber ander sache sol der rihter niht ze dingen habn UrkCorp (WMU)
1100AB,23
(vgl. 1.5.3);
nu man wolle dingen umme den dip StRFreiberg
121,3;
an der urteile, da got mit uns allen dinget
Spec
147,8;
SSp(W)
3:69,1;
RbNeumarkt
145.
– übertr. ‘herrschen’
in dirri burc dingi swer so dir welli
ÄJud
142
1.2
‘etw. (gerichtlich) festsetzen’
der echt [Ächtung] ist recht
alsus / auß geruft und gedinget: / wer dein haupt pringett, / dem gibt man an
der stund / rotes gold hundert pfund HvNstAp
931;
der kampf wart gesprochen, /
[...] / der kreiz waz wit geringet, / kampfes reht
gedinget HvNstGZ
2206
1.3
‘sich vor Gericht verantworten, sühnen’
ez hat auch der landesherre von buͦzze nicht mer rehtes dan den
totslach; ob der geschicht, wirt derselbe begriffen, der dingt mit dem herren,
als er stat an im vinde UrkÖsterrErbl
162,39
(a. 1308);
swes lîp sîn [Christi] zürnen ringet, / des
sêle [beim Jüngsten Gericht] unsamfte dinget
Parz
113,24.
– mit Gen.:
nû habent sich gefrîet / die phaffen, swaz sô sie begênt, / daz sie
des niht ze rehte stênt / vor des landes herren. /
[...] / ze Rôme sie des dingent Helbl
2,782
1.4
‘etw. (vor Gericht) ausbedingen’ (oft mit Dat.d.P.):
sprichet danne des furspreche,
[...] ob im [seinem
Mandanten] daz an siner chlage und an sinem rehte iht schade,
dinget er im daz bi der ceit, eê ander urtail gesprochen werdent, so solz im
chain schade sin StRAugsb
84,7
1.4.1
in den Wendungen holunge/ reht/ wandel
~ :
der vorderer sal dingen sine holunge [Recht auf
Wiederholung bei Formfehlern] unde al sin recht, des he
darf zu dem eide StRFreiberg
90,22.
98,22;
der vorspreche sal im sin wandil [Recht auf Zurücknahme
und Verbesserung der Rede vor Gericht] dingen unde sin
recht ebd.
89,15;
so dinge her ime daz wandel UrkCorp (WMU)
51,28;
der vorspreche [...] dingt ym seyne recht,
alle dy recht, der eyn getrewer man bedarf czv seynem rechten: holung vnd
gesprech, als offt ym des not wer SchöffIglau
122;
UrkCorp (WMU)
1358,30;
RbMagdeb
269,24
1.5
‘sich an ein (höheres) Gericht wenden, Berufung einlegen’
oft mit präp. Erg. (überwiegend aus dem österr.-bair. Sprachraum):
so mach der chlagær oder der antwurtær denne wol an vns dingen
UrkCorp (WMU)
2345,20;
swer an den keiser dingete ê er verteilet wuͦrde in swelicheme
lande iz were man muͦstin in ime senden PrLpz(L)
84,11.
84,10;
[der Prokurator soll Vollmacht haben,] urtail ze
horen, urtail ze dingen, geding ze volfueren UrkSüdtirol
3,2:43
(a. 1351);
Helbl
4,114
1.5.1
mit Gen.-Obj.:
swaz der herzoge dâ / gegen dem bischolfe klagt, /
[...] / des dingt der bischolf algelîch / an
den bâbest oder an daz rîch Ottok
27374;
was urtail auch ze krieg wirt [strittig, angefochten
wird] , wellen wir, das man der dinge in allem dem rechten
als vor BairFreibr
3;
diser vrteil dingeten Albreht vnd Dyetrich vur daz rich hinz iwern
genaden UrkCorp (WMU)
536,39;
auch sol dehainer auz dem rat durch lengvnge
[...] der vrtail, der an si gedinget wirt,
dehain gabe nemen ebd.
2345,22;
StRMünch
255,1
1.5.2
mit Akk.-Obj.:
swer ein urtail dingt gen hof, der sol swern, daz er durch chainer
lengrung noch durch chain verziehen der urtail nicht ding, newr darumb daz
er seins rechtens bechoͤm StRMünch
404,21;
swaz auch sache an den rat gedinget wirt UrkCorp (WMU)
2345,16
1.5.3
mit Pron.-Adv.:
daz er [...] dj sætze des concili van
Saltzwurch, dar vber gedinget wart gen Rom, wider tvͤ UrkCorp
(WMU)
1196,3;
item wir seczen vnd orden, daz alle stuck, gleich als wol zevordrest
in der sach oder klag, gleich als wol jn der sach dar jn gedingt
[
tam in causa principali quam in causa
appellationis
] , sullen erhort werden von gericht
StatTrient
180
1.5.4
in der Wendung vürbaz ~
:
man schol auch niendirt furbaz dingen auz dem gerihte vmme
dehainrslahte sache, die zu dem marchtrehte gehornt UrkCorp (WMU)
1914,18;
vmb swaz chlage [...] oder vrtail vor dem
statrihtær wirt vuͦrbaz gedinget ebd.
2345,7;
wil er mich dâhin, / des ich schaden hân, bringen, / sô muoz ich
fürbaz dingen Ottok
28503.
28523
1.6
‘jmdm. (vor Gericht) beistehen’
dâ von tet man der vil edeln megde bekant, / ir müeste ein kempfe vor
gerihte dingen Loheng
350.
– übertr.:
Durndart muz mir hiute [erg. im
Kampf] dingen Rol
4046;
si wolden Terramêres goten / niuwiu mære bringen /
und Gyburge helfen dingen Wh
185,30
1.7
‘jmdn. vor Gericht zitieren’
ich eische fvr minen herren [...] vmb sogetan
schvlde als im her gedinget ist SchwSp
206b
2
zu dinc 2
‘Vereinbarung, Abmachung’
2.1
intr. ‘verhandeln, unterhandeln’
von hunger unt von getwange / muosen di burgære dingen, /
des chuniges hulde gewinnen Kchr
15892;
jâ lâze ich sie wol dingen schône als ein gevangen sol
KLD:UvL
8: 5,1;
unde wil Marssilie dingen, / so sende dinen boten dare
Rol
1283.
3781;
Wh
111,4;
Herb
3643.
12990;
Lanc
328,21.
– mit präp. Erg. mit:
lâ mich sus mit dir dingen Parz
49,30.
539,8;
welt ir mit in dingen, so enbietet ez in dar
NibB
146,1;
do getwanc in des kaisers craft, / daz er muose
dingen / mit sîner tohter minnen Kchr
14845;
er wil mîn frowen twingen / daz si muoz mit im dingen / und daz si im
den zins gebe PleierMel
7236.
– hierher? (mit Akk.-Obj.; problematisch, vgl. Schweikle, Walth.
2,783):
mit welher nôt si ringen, / die dort den borgen dingen Walth
78,21
2.2
‘(jmdm.) etw. versprechen, zusichern’
er bôt in golt daz rôte / unt dingete vil genôte / daz
silber vil wîze, / daz si im hulfen mit flîze Wernh
1568;
nu hat mich michil wundir, / [...]
/ an wen disi burgæri jehin / odir ani wen si sich helphi virsehin / odir wer in
helphi dingi ÄJud
123;
der vmb dheinrslahte geshefde wirt vz gesendit. vnde er
dinget [sagt zu] daz er des selbin tagis mvge
widir chomin BrEng
51
2.3
‘(etw.) vereinbaren, vertraglich festsetzen’
als ich mit iu gedinget hân, / daz silber daz wil ich iu geben
AHeinr
1278;
der selbe het oͮuch daz gedingot, daz er ain andirn erbærin man in
sin hus lege [...] an sine stat UrkCorp (WMU)
628,8;
in solcher wise, vnd gedingt ist ebd.
1372,25;
und dinget ainer wein ze fuͤrenne und fuͤret er im niht auf
die zeit, als ir baider gedinge stet, neme der kaufman dez iht schaden, den sol
der fuͦrman dulden NüP
147;
e daz diu gedingte frist vergangen ist StRMünch
287,7.
339,7
2.4
‘jmdn. für eine Tätigkeit anstellen, in Lohn und Brot nehmen’
si sprachen, [...] daz si niemen ze deheim werche
gedinget hete Konr(Sch)
44,13.
44,28;
der hengysel [Aufseher]
[...] sol och alle gemeinen hirten in disem tal dingen
UrkEls
2,164
(a. 1339);
swelich huͦter ainen lerchnecht dinget StRMünch
225,24;
swer einen chneht setzet, den sol er dingen ze drein iaren umb zehen
schilling ebd.
226,13
u.ö.;
Spec
133,30.
– mit Refl.-Pron. ‘sich verdingen’
nu dyngtes tu dich czu myr um eynen pfennynk [Mt
20,13]
EvBerl
15,29.
– Part.-Adj.:
ist aber bi einem burger ein erber knecht, der im dient uf genade, der
sol haben daz selbe reht, als der gedingeter knecht hat NüP
44;
und swelich hantwerch chnecht gedingt spilman habent, die muͤgn
auch ze der hochzeit, da si zuͦ geladen sint, wol raigen
StRMünch
197,19;
UrkCorp (WMU)
N238AB,2;
WüP
71,8
2.5
in der Verbindung mit jmdm. umbe etw. ~
‘(einen Betrag) aushandeln’
diu hilig christenhait, diu wær gelich einem wirt der des
morgens fruͦ auz gienge, daz er werchluͤte miet in sinen
weingarten [...] mit allen dingt er, mit ir ieglichem
umb ein pfenning, und sant si in sinen weingarten PrOberalt
47,8;
du dingtest mit mir umb einen pfenninch, du worchtest
mineu werch dar umb, daz ich dir lont mit dem pfenning des ewigen libes ebd.
49,26;
umb funff hundert tausent marck / dingte er
[Assur] mit dem heren, / mit den edlen
tavelrundern HvNstAp
18913
2.6
‘etw. verlangen, sich etw. ausbedingen’ mit Akk. oder
Obj.-Satz:
wil du dîn opfer bringen / mir, sô wil ich dingen / daz du mich habst für
einen got Georg
3508;
ir lobt daz ir Apollen / êren wolt envollen / und iuwer opfer bringen: /
daz wil ich an iuch dingen ebd.
2938;
wil aber erz wider in der stat verkauffen, dinget danne
iener siniu vaz wider, so sol mans im widergaeben StRAugsb
50,31.
50,23.
– wohl hierher (oder zu
1dingen):
du bist stete unde biderbe: / ich wil an dich dingen
/ daz ich mit dinen minnen / minen willen muͦze reden
Rol
2225;
den sunnen wil ich an dich
[Gott] dingen [dass die Sonne
nicht untergehe] , / unz ich gereche Roͮlanten
ebd.
8434
2.7
‘etw. mieten, pachten’
swer ein haws, ein stadel, ein garten oder swelcherlay aigen dingt oder
bestet und leichaef [Anzahlung] daran geit
StRMünch
355,15;
ez sol auch niemant auf der strazz gen Wazzerburch underwegen kainen wagen
dingen ebd.
468,12;
tregt der [Fuhrmann] daz guͦt der
laͤut auf einen andern wagen, oder in ein ander schef daz si niht gedingt
haben RechtssA
G14,23.
G14,8
2.8
‘etw. zum Kauf anbieten, mit etw. handeln’
ist, daz die cremere die cramerie dingen unde koufen StRFreiberg
250,26;
ez sol auch weder burger noch gast [...] ie dez
tags niht mer loden chaufen noch dingen danne fuͤnfe NüP
95;
wer [...] ez [das
Vieh] iendert anders [als auf dem
Viehmarkt] kauft oder verkauft, dingte oder verdingte, ê danne
daz viehe kumt auf den markte, der muͦz geben ie von dem rinde lib[ram]
h[aller] ebd.
88.
–
‘feilschen’
dâ wart ein kurzez dingen: / sie hiezen in [den
Fisch] im [dem Fischer] gelten
sâ Greg
3288;
sô weiz er [der Gläubiger] wol daz dû imz
[die Schulden] niht gibst
[...] und dingest mit im umbe sîn eigen guot
PrBerth
2:39,37
2.9
‘etw. vermachen, überschreiben’
also er [Vater] im
[Kind] sin guot unde sin erbe lazen unde dingen
wil Konr(Sch)
252,20;
daz graue Eberhart ir sol dingen [...] alle dú
lehen UrkCorp (WMU)
729,10
2.10
‘etw. borgen, leihen’
were oug dat sachge, dat ieman vzser einichger vͦnser
bruͦdere geddeme gewant dingede inde dede dragen UrkCorp (WMU)
53,31;
swer di sint, di si [
di prennær
]
behaltent oder di in pfenning dingen ebd.
1800AB,40;
sô heizet einez dingen oder borgen in daz jâr umbe daz tiurre
PrBerth
1:73,30
2.11
‘etw. übereignen, ein Leibgeding, eine Morgengabe aussetzen’
der daz [Gut] vorkoffin adir lasin adir sime
wibe dingen wil UrkCorp (WMU)
1168,34;
nimit die man ein andir wiep· al sogetan gut, alse
ume [dem wîp
] geburt· daz mac he der
vrowin dinge Mühlh
145,17;
Conradus duxit uxorem, cui iuxta terre consuetudinem donavit, sicut dingen
vulgariter appellatur, omnia que [...] habebat
UrkErf
1,103
(a. 1261)
2.12
‘unterwerfen’
2.12.1
tr.:
[König Philipp wollte mit einem Kriegszug]
Dhuringen, lant unte stete, / durch lantgreven Hermanne dhingen / und im zo
svere bringen, / [...] / daz lant her gar vorherte
BraunschwRchr
5726
2.12.2
phras. under jmds. vanen/ baniere
~
‘etw. unterwerfen’
er wolte mere unt erde / cinshapht bringen, / unter
des kaiseres uanen dingen Rol
3696;
wie wir sie vmberingen. / so mvzzen sie dingen / vnder
vnser baniere Herb
1290.
–
‘sich zu Dienst verpflichten’
der tac daz si geborn wart / der ist sô liep unt
sô zart / allen den liuten / die sich mit der brûte / hin ze himele
wellent swingen, / under ir vanen dingen Wernh
1080
dingesgëbære
stM.
‘Pfandleiher’ (zu
dinc
2.2):
unde dâ von sprichet got selber: dû wuocherer unde fürköufer unde satzunger
unde dingesgeber PrBerth
1:20,17;
der vierde morder [...] heizet
[...] pfander, dingesgeber, untriu trügener ebd.
2:69,31
dingesgëben
stN.
‘Verleih gegen Pfand’ (zu
dinc
2.2):
er engewinne guot mit unrehten gewinnen, mit satzunge, mit wuocher, mit
dingesgeben, mit fürkoufe PrBerth
1:418,3;
wuocher unde fürkouf, dingesgeben, satzunge unde trügenheit, roup unde
diepheit daz mac kein amt gesîn ebd.
1:16,4;
opherost du von unrehtem guͦt, ez si von wuͦcher, ez si von
dinges gebende, ez si von roͮbe, ez si von diepstal PrSchw(St)
3,70
dinges|pêne
stF.
‘(Buße für) kleinere Streitigkeiten’
desselben zcentgraffen sint [fallen in dessen
Aufgabenbereich] die scheltwort vnd dingspene WeistGr
3,359
(14. Jh.).
– so auch im 15. Jh.:
scheltwort und die dingspene WeistGr
3,368
(a. 1469)
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