bī zėmen
stV.
‘zu jmdm. passen’
die fiole bi der erden steit, / inde bezeigenet uns die demuͦdicheit, / die
zemet den megethen wale bi, / dat si gode deste werdere si Lilie
65,47
bīʒen
stV. (Ia)
1
‘(in) etw. beißen’
1.1
‘etw. zerbeißen ’
1.2
dan ~
‘durch Beißen entfernen’ 1.3 in Gebärden des Zorns, der Angst usw. 1.4 zur Nahrungsaufnahme: ‘etw. essen, fressen’
1.4.1 mit Gen./ Akk.-Obj. 1.4.2 mit Präp.-Obj. 2
‘jmdn./ein Tier durch einen Biss, einen Stich verletzen, verwunden’ (meist tr.) 3 übertr. auf seelische Schmerzen: ‘jmdn. quälen, peinigen’
4 in unpers. Konstruktion mit ez als Subj.: ‘schmerzen, weh tun’
5
‘einen beißenden Reiz verursachen, scharf schmecken, brennen’
6 vom Schwert: ‘schneiden, eindringen’
1
‘(in) etw. beißen’
1.1
‘etw. zerbeißen ’
diu mūs geriet daz netze gnagen / und mit den zenen bīzen. / daz netze
geriet sich rīzen / enzwei Boner
21,43
1.2
dan ~
‘durch Beißen entfernen’:
der [Löwe] kratzet unde beiz
dan / holz und erde unz er gewan / ein gerūme ūzvart Iw
6747
1.3
in Gebärden des Zorns, der Angst usw.:
he [...] beiz in die stangin, /
daz die uoris flamme / dar uz uoren dicke Roth
4660;
fvrn Hersante schande was niht kleine, / sie beiz vor
zorne in die steine ReinFu
K,1182;
ich bizze wol durch einen stein, / ich bin sō muotes ręze, / hei waz ich
īsens ęze! Helmbr
408;
ź daz dū [
Pleherīn
] in [
Tristan
] getörstest jagn, / [...] du bizzest in
den vinger ź, / daz er bluote und tętest dannoch mź: / du bręchest ūz diu ougen
dīn! UvTürhTr
1975.
–
der zorn im an sin herze kam
[...]. / sine zene er zv samne beiz, / sine ougen
er vurkarte Herb
418;
swelch man sich des vor grimme flīzet, / daz er den munt zesamen bīzet /
und hin und her sīn ougen spitzet Renner
4496
1.4
zur Nahrungsaufnahme: ‘etw. essen, fressen’
1.4.1
mit Gen./Akk.-Obj.:
der aver des anderen [
obezes
] bīzzet Gen
262;
unde hüete daz dū der wurze iht enbīzest, des gewünstū
schaden Barth
139,4;
daz er in [Käse] solde bizin
an [= āne
] in ReinFu
K,225;
sweme wart ein slach oder ein stōz, / der was des
gewissen tōdes / unde ern beiz dar nāch niemer brōtes VAlex
1238.
–
den biz an etw. gebīzen:
ir werdet gote glich, / gebizet ir dar an den biz HeslApk
895
1.4.2
mit Präp.-Obj.
– mit in:
in den kęse er vaste beiz UvTürhTr
2528;
vil vrāzlich er [Wolf] dō in si
[Geiß] beiz Boner
11,6.
– mit abe:
abe einem huone er gebeiz / drīstunt Er
8649;
ab dem brōte beiz er zehant Wig
4995;
sümliche bizent ab der sniten / und stozents in die
schüzzel wider / nach geburischen siten TannhHofz
45
2
‘jmdn./ein Tier durch einen Biss, einen Stich verletzen, verwunden’ (meist
tr.):
kratzen unde bīzen kunde ez [Bär]
niht den man NibB
950,1;
Iw
6761;
swen ein wutender hunt bizet SalArz
75,27;
Macer
4,7;
StRAugsb
114,7;
sō den menschen die wurme bīzent in dem bouch, der nem
[...]
Barth
158,15;
HeslApk
19117;
do hāte ich ir hant so lieblīch vaste
[...], / davon si beiz mich in mīn hant
SM:Had
2: 5,2;
MF:Reinm
67:2,4.
– von Insekten, Blutegeln:
Roͮlanten hat lichte ain prem gepizzen Rol
6085;
(Heilverfahren:)
setze egelen an den slaf. wollin di da nicht bizen, so
netze den slaf mit wine, so bizen si zu hant SalArz
33,24.
–
die wunde ~
‘durch Beißen eine Wunde zufügen’
die wunden, die ain töbiger hunt hāt gepizzen
BdN
323,13.
– übertr.:
mīn vrouwe enbīzet iuwer niht Iw
2269.
– refl.:
daz si niht nement ir mundes war / und bizent in die vinger
sich / und in die zunge TannhHofz
148.
–
al umbe sich ~
:
ReinFu
K,791
3
übertr. auf seelische Schmerzen: ‘jmdn. quälen, peinigen’
si hofte ir alda buzen / des vngemaches daz si beiz PassI/II
370,81;
din gewißen, / die dich bizzet und hat gebizzen
HvNstGZ
6295.
– subst.
~ der conscienzjen
‘Gewissensbiss’
die wort sancte Bernhartz: ‘so wir in essent, so werden wir von ime
gessen; sin essen ist das stroffen unser conciencien, das bissen der conciencien
Tauler
312,12;
das bewiset sich mit maniger wise, mit lidunge, mit bissen der conciencien
ebd.
396,16
4
in unpers. Konstruktion mit ez als Subj.: ‘schmerzen, weh tun’
swem gerne wullet oder den is in den magen bisset, der neme
[...]
Macer
12,7;
di minze [...] heilet, dem is von der
ruͦre in dem buche bysset ebd.
25,26
5
‘einen beißenden Reiz verursachen, scharf schmecken, brennen’
wand in der pheffer sźre beiz SAlex
2123;
der [Zimt] baz zengert unde bisset
an der zungen Macer
84,3.
– Part.-Adj.:
ez hāt auch die art, daz ez die peizenden scherpf in den
wunden und in den geswern vertreibt BdN
335,30.
356,34;
die peizenden swäm, die den menschen in dem leib nagent
ebd.
341,2
6
vom Schwert: ‘schneiden, eindringen’
daz ingeini [keine (anderen Schwerter)] baz
nibizzin Anno
20,13;
daz [Schwert] snīde und bīze allez, daz ih ez heize
Segen4
2;
ich trag oͮch, das da bisset, / ain vil guͦt swert an miner hant
EckenlE2
64,3
biʒhėr
Adv.
s.a.
biʒ
Präp., Konj. 1.3; auch mit verstärkendem al.
–
‘bis jetzt’
alle die volchwīch / die von Darios zīt / al bizher sint
geschźn VAlex
1514;
alle lut [...] die man gesprechen mac / von hinnen
biz an den sunes tac / oder munt ie gesprach biz her HeslApk
1369.
13689;
alle hochgezit bitzehar die dis jor lang sint gewesen Tauler
114,19;
WüP
89,44.
95,3
bīziht
stF.
‘Beschuldigung, Bezichtigung’
diu suone wurd von ir getān, / op der künec wolde lān / bīziht ūf ir sweher
Lōt Parz
728,7;
im gab [...] / sin vater ein juncfrouwen gut, /
riche, schone und wol behut / von allerhande biziht Vät
10285;
sage an ob war si oder niht / der zweier vrouwen biziht / unde ir manige
bosheit [...]! ebd.
24338;
īdoch weiz ich nicht, / waz des widdirsatzis bizicht / ūf den kunic wźre
NvJer
26731.
20262.
20266;
StRFreiberg
44,16
bīziune , bitze
Subst.
‘umzäuntes Grund-, Ackerstück’
ein pizvne bi sante Lienharte UrbBayÄ
88.
72;
dv́ eine mat, dv́ lit in dem bizin UrkCorp (WMU)
1950,19;
i acker in den bitzen nebent Wilhelme dem kv́rsener ebd.
N90,32.
2941,6
bīzunge
F.
‘Verleumder’
wie doch an wijbes miszefart / der man clein schuld hab, / er wu̍rde
besprochen villicht darab / von argen bizungen [viell. als
biʒ-zunge ‘bissige Zunge’ zu lesen? (vgl. Anm.
z.St.)]
Krone
24104
biʒʒe
swM.
1
‘Biss’
2
‘Bissen, Stück’
3 als Verstärkung der Negation: niergen bizzen, niendert bizzen
‘kein bisschen, nicht im Geringsten’
1
‘Biss’
ist aber, daz er [der Tafelrunde Unwürdige]
gesitzet dar, / der źrste bizze meldet in / und wirt wan laster sīn gewin
HvFreibTr
1387
2
‘Bissen, Stück’
in den kźse dō beiz er / [...] und warf der küneginne
/ einen bizzen gein dem munde HvFreibTr
5201;
Jesus bōt / Jude daz īngetunkte brōt / (ich mein den nazzen bizzen)
JvFrst
2889;
dy koster der wyn di sullin vru kostin, wen si habin iren munt
vnd ire czungin wol gewaschin, vnde sullin dry bissin brotis e essin odir vire
Pelzb
137,28;
BvgSp
50
3
als Verstärkung der Negation: niergen bizzen, niendert bizzen
‘kein bisschen, nicht im Geringsten’
daz doch ist nirgen bissen war Minneb
1296;
trwͤen, du bist nyndert bißen wunt ebd.
4424
u.ö.
blā
Adj.
auch blāb.
1
‘blau’
2
‘blutunterlaufen (infolge von Schlägen); bleich, blutleer’
1
‘blau’
die gruͤne varue het er [Regenbogen]
uon dem wassere, die blawe uon dem lufte Lucid
58,14;
ist daz houbet siech in dem hirne, sō ist daz harn blā unde
louter Barth
128,30;
SalArz
111,15;
mange decke snźwīze, / gel, brūn, rōt, grüen unde blā
Tr
667;
diu künegīn mit ir blanken hant / gelāsūrten dictam / al blā
mit vīnęger nam Wh
99,24;
der beste [
jāchant
] ist blā als ein saphīr Volmar
174;
den schilt fuort er von lāsūr blā / geverwet
KvWTurn
626;
in grüene mac man schouwen / bluomen blā brūn rōt gel blanc
KLD:Kzl
12: 1,8;
swer plawe varb machen welle, der nem lasawr in ezzeich vnd
[...]
BairFärb
11,1.
– in der Farbensymbolik für Beständigkeit, Treue:
sage mir [...] was ist bla? / ich sprach das ist
stetekeit: / der liep gegen herzeliebe treit. / [...]
doch siht man mangen blowes tragen, / moeht d’ rok die warheit sagen, / er seite
ein ander’ mere SechsFarbenI
70;
das blo kleit das meint unwandelberkeit, nśt das man sich hśtte uͤbe und
morne sloffe lasse Tauler
379,35;
pei plāwer varb verstź wir gemaincleich stętikait, wan ez
ist ain reht himelvarb BdN
214,6
2
‘blutunterlaufen (infolge von Schlägen); bleich, blutleer’
wuͦrde ein man mit steben geslagen vffe sinen rucke vnde buͦch vnde die slege
bruͦn weren vnde blā vnde vf erhaben UrkCorp (WMU)
51,38;
der arm mac iu werden blā / von der leder herte Helbl
8,462;
die der warte pflāgen / enliezen sich nicht trāgen, / sie enmachten
vollenclīchen dā / den heiden ire kopfe blā LivlChr
4270.
–
dar auff waren kamerweyb / und manig unleutseliger leyb /
mit gerumphen wange, / dutten waich und lange, / manig kalter plaber munt: /
dise was plaich, dise was ungesunt HvNstAp
17921
blębalc
stM.
‘Blasebalg’
sam liut erine bilde hiez er im vil giezen. / [...]
und innen vol mit fiure, daz’z in zem munde uz wete, / zu sehene ungehiure, wan ie
ir einz ein blebalk under blęte JTit
6208,2
blabezen , blebzen
swV.
‘stammeln; plappern, schwatzen’
balbutio: blapizon SummHeinr
2:105,33;
blatero [...]: blebbezen ebd.
2:196,137;
balbutio: blabbizon, stamelo ebd.
2:196,138
blabisen (?)
swV.
vgl. ausführlich Rosenqvist 1,88.
– nur Part. Prät. ‘mit Bart versehen’
eickelich heyden man, / der da gereden quam, / hadde eynen knecht vur eme
gaen, / geblabiset [
habentes larvas barbatas
] sunder wayn / mit eyme groessen barde Karlmeinet
371,2
blāblā
stN. (?)
‘Blabla’
ich wil hie shribvn, / von disen tvmben wibvn, / was hie wirt plapla
gvsprochvn Röhrich
1,202
(Reichenau, St. Georg/Oberzell, Wandfresko, vgl. auch Röhrich
3,907)
blach
Adj.
vgl.
blachmāl
stN. und Etymol.Wb.d.Ahd. 2, 154f. s.v. blah-.
1
‘dunkelfarbig, schwarz’
2
‘bleich, blass’
1
‘dunkelfarbig, schwarz’
einen roc nāch sīnem muot / gesniten vil gewęre / ūz einem
Pöltingęre [Tuch von St. Pölten, das nicht als vornehm galt, vgl.
Anm.z.St.] , / daz was in der gręwe blach Helbl
1,315
2
‘bleich, blass’
ouch vil snelle von im entweich / sīn liehtiu varwe, diu wart bleich, / sīn
antlitze blach unt missevar, / sīn reidez hār dünne gar AlexiusA
323;
slach [La. blach
] und hungrig was sīn līp Boner
63,30
blāch
stMN. (?)
zu
1blęjen?
‘das Wehen, Blasen’
doch namen si ir [der ohnmächtigen] vrouwen war. /
man druͦc si vor di kirchdur / an des windes blach hin fur, / daz si den luft
enphienge / unde aber maht gevienge Elis
1940;
daz wir verlān des stades grien / und den segel innezien / hōch ūf in des
windes blāch / und uns zur verte lāzen gāch Erlös
927;
ir segel vinc des windes blāch ebd.
3851
blach|māl
stN.
‘Niello-Verzierung’ (Technik der Goldschmiedekunst, vgl. LexMA
6,1145):
dō hete der chunich einen naff swār, / dā an stunden guldīne
plachmāl VAlex
418
(ähnl.
SAlex
493);
als der mit gvͦtem vlizze / rein blahmal smelzt in golde, / svs saz der minn
holde / der mvnt dikk vnd rot TürlArabel
*A 79,13;
daz [Dach] was von rotem golde, / mit plahmal uber
blenket JTit
365,2.
– Vgl.
blach
Adj.
blachmālen
swV.
‘mit Niello-Verzierungen versehen, niellieren’
wāhe góld kétenon [...] in wśrme wīs
geblįhmālot mķt sķlbere Will
18,4;
wāhe golt ketenne [...], gebroͮht in
wurmes wīs, geblecmālet mit silbere TrudHL
23,23;
vgl. Ct 1,10
blachsalz
stN.
gekörntes Salz (im Ggs. zum in Formen gepressten), das in Säcken aus
blahen transportiert und im Kleinen verkauft wird?:
die [Salzhändler] suͤllen einen pfenninch von dem
fuͦder geben, [...] ie von drein scheiben einen pfenninch.
und von plahsaltz, swaz ein wagn getragen mach, gibt man zwen pfenninge
StRMünch
233,8;
und von dem charren, der plahsaltz traet, gibt man einen pfenninch ze zolle
ebd.
233,15
(vgl. Glossar z.St.);
dez ersten geit man ie von der scheiben saltz [...]
einen Oͤtinger phenning, fvͤret aber er plachsaltz, daz raittet vnd ahtet der zolnęr
nah seinen trewen ze scheiben vnd zollet ez danne nah der scheiben UrbBayS
4,197.
– Vgl.
blahe
swF.
bladac
Subst.
ein Wein:
do gab man der sichen / guten wein von kriechen: / pinel, kiper und
schavernach, / malmasiam von pladach [La. malvasiam vnd
bladak
] , / muscatel, moras und lautertrangk HvNstAp
2767
blādem
stM.
1
‘das Wehen, Blasen’
2
‘Blähung’
1
‘das Wehen, Blasen’
daz in der Beier lande / der wint zefuorte und zetrande / mit sīnem blādem und
sūs / manic grōzez hūs Ottok
33864
2
‘Blähung’
der mage bleet sich etwenne uon eime plademe
SalArz
49,37;
cresse [...] tzuvuret
[...] den pladen in deme libe ebd.
11,50;
cumil [...] dempfet den pladim der in
dem buche ummeget ebd.
13,56
u.ö.
blęgen
swV.
→
1blęjen
|