bewëgen
stV.
1
‘einen Entschluss fassen, sich zu etw. entschließen, anschicken’
1.1 refl. 1.1.1 mit Gen.-Obj. 1.1.2 mit Präp.-Obj. 1.1.3 mit Obj.-Satz 1.2 nur mit Gen.-Obj. 2
‘auf etw./jmdn. verzichten, etw./jmdn. aufgeben’ , immer refl. 2.1 mit Gen.-Obj. 2.2 mit Präp.-Obj. 3
‘jmdn. bewegen’
1
‘einen Entschluss fassen, sich zu etw. entschließen, anschicken’
1.1
refl.
1.1.1
mit Gen.-Obj.:
unde het sich des bewegen, / daz im nieman möhte
widerstân UvZLanz
2822;
er hêt sich des bewegen / swes iemen wolde mit im
pflegen / ze rîterlîcher manheit, / dar ûf was sin lîp bereit
Wig
3427;
Saul mit dén sinin sih bewag / nah jaginnis mit sinir schar
RvEWchr
25062;
Wh
199,26;
SM:UvS
12:4,6;
HvNstAp
9180.
–
sich strîtes ~
:
und waz dâ viuwers ûz helmen spranc, / dâ der
vogt von Baldac / selbe strîtes sich bewac! Wh
413,4;
Wig
10819;
RvEWchr
20183;
GTroj
6742
1.1.2
mit Präp.-Obj.:
ir iegelîcher sich bewac / ûf êre gên der ritterschaft Bit
9606.
9746;
RvEAlex
2356;
Tr
5792.
19419
1.1.3
mit Obj.-Satz:
durh den hân ich mich bewegen / daz ich wil armuot
phlegen Wh
216,1;
der ewarte sih bewag / das er hieze die arche tragin / sin súne uf
einin núwin wagin RvEWchr
27934
u.ö.;
Iw
6710;
MF:Wolfr
7:3,5;
SM:Gl
2:3,21.
2:9,21
1.2
nur mit Gen.-Obj.:
des muotes wâren si bewegen, / daz si vertrüegen cleinen
haz UvZLanz
772;
diu ist sô reiniclîch gemuot, / daz wir ir gerne wellen pflegen / und
alles des gein ir bewegen, / daz dienest und triwe heizen mac Mai
105,24;
solt yeman bejagen den gral [...], / des ist er
wol als gar bewegen / als von der tavelruͦnden dhain degen Dietr
493
2
‘auf etw./jmdn. verzichten, etw./jmdn. aufgeben’, immer refl.
2.1
mit Gen.-Obj.:
Kriemhilt in ir muote sich minne gar bewac
NibB
18,1.
38,2.
309,2;
als er die werlt wolde lân, / der er durh got sich hete bewegen
LvRegFr
662;
Eracl
3865.
–
sich des lîbes ~
:
Iw
5160;
Wig
4466.
9990;
SM:UvS
29:1,5;
GTroj
17474;
WhvÖst
5333.
3755.
–
man sol und muoz sich sîn [des toten
Riwalîn] bewegen, / und sol sîn got von himele pflegen
Tr
1709.
7465;
er muͤste sih bewegen / Saulis und sinir kraft / und duldin sine
vientschaft RvEWchr
24688;
Wig
530;
RvEBarl
4766
2.2
mit Präp.-Obj.:
da von bewig dich umbz guͦt / und lose die recken hohgemuͦt Dietr
7106;
daz er sich ze leben gar bewag ebd.
1608
3
‘jmdn. bewegen’
Bitrolf und frou Dietlint, / si beide zugen einen degen, / der wart sô hôhe
sît bewegen [erhoben] / an lobe und ouch an êre, / daz man
ir keinen mêre / hôhers lobes nie vernam Bit
184
bewëgenheit
stF.
‘Entschlossenheit’
bewegenheit des lebenes [...] / pfliget in sturme
gebenes genendikeit und ganzer krefte mugende JTit
239,1
bewegenisse
stF.
‘Bewegung, Antrieb’
das hoͮpte git den gelidern leben vnd bewegnist Gnadenl
1,742;
bewegnist zu vnmaͤssiger begirde ebd.
1,476
u.ö.
bewëgenlîche
Adv.
1
‘entschlossen’
2
‘handgreiflich’
1
‘entschlossen’
so ein mensch doch erst getrittet in din vrúntschaft, so ist der erste trit
dar nah, daz er sich bereite und bewegenlich setze uf liden Seuse
236,13.
461,5
2
‘handgreiflich’
wirt oͮch ein geschelle in der stat, also daz ieman dem andern bewegenlich
gewalt tvͦn woͤlte an libe oder an gvͦte UrkCorp
1797A,16
bewegunge
stF.
1
‘äußere Bewegung’
2
‘Beweggrund, Antrieb’ (häufig in mystisch-scholastischen Texten) 3
‘innere Bewegung, Erregung, Betroffenheit’
1
‘äußere Bewegung’
bewegunge von einer stat zuo der andern ThvASu
132,16;
dv́ bat mit bewegunge der lefsen vnd mit stiller stimme vnd
mit weinenden ŏgen DvAStaff
205;
Tauler
101,32
– in med. Kontext:
die arbait unnd die pewegung vor dem essenn ist nütz und
erwecket die hitz des magens HvHürnh
33,1;
SalArz
57,35.
–
do wart eyn groz bewegunge [
motus magnus Mt 8,24] in dem mere also daz daz
schyf wolde under gen EvBerl
13,17
2
‘Beweggrund, Antrieb’ (häufig in mystisch-scholastischen Texten):
vrâgete man mich [...], waz alle crêatûren suochten
an irn natiurlîchen begerungen und bewegungen, ich spræche: ruowe Eckh
3:12,5
u.ö.;
der gegenwurf unde die bewegunge des leides, daz ist smertzte ThvASu
88,13
u.ö.;
Parad
70,24
u.ö.;
Tauler
36,9
u.ö.;
PrWack
62,57
3
‘innere Bewegung, Erregung, Betroffenheit’
daz minnecliche liden unsers herren [...] ensol kein
mensche von sime hertzen nút lossen kummen sunder grosse bewegunge und mitliden und
dangnemekeit Tauler
50,31;
BrZw
71
(für commotio)
beweichen
swV.
‘jmds. Sinn erweichen, milde stimmen’
im was sin mvt also hart, / daz er beweichet niet enwart, /
weder svs noch so Herb
9772;
dise wort waren des zornes ein zeigen, / den de guͦde meister wolde beweichen
Lilie
19,4.
30,16.
24,8;
HvFritzlHl
65,35
beweinelich
Adj.
‘beweinenswert’
o wunderliche itelkeit! / o richeit! ist an dich geleit / ein liebe gar
beweinnelich! / o ein vergift gar bitterlich! VisioPhil
607
beweinen
swV.
1
‘etw./jmdn. beweinen, beklagen’
1.1 mit Akk. d. S. 1.2 mit Akk. d. P. 1.3 subst. 2
‘jmdn. mit Tränen benetzen’
1
‘etw./jmdn. beweinen, beklagen’
1.1
mit Akk. d. S.:
iz bewainet noch uil sere / maniger muͦter chint / diu
lait die hie geschen sínt Rol
7400;
daz muose sît beweinen vil manec edel wîp
NibB
200,4.
1520,4.
1710,4
u.ö. (in nur leicht variiertem Wortlaut);
Tr
1171;
Wh
336,11;
SM:KvL
8:3,11.
– häufig im Zusammenhang mit Sündenreue:
so der suͤntær siner suͤnt vil innichlich vergiht und
si vil riwichlich bewaint PrOberalt
167,34
u.ö.;
Spec
74,4
u.ö.;
Konr
16,75;
KvHeimUrst
235
1.2
mit Akk. d. P.:
nv bewainet ivch selben vnde ander svndære
Spec
37,11;
eines gemeinen tôdes der kunic starp, / den gemeine mit al der phafheit /
beweinde grôzlich die cristenheit Kreuzf
56;
NibB
1103,4;
UvZLanz
387;
Mechth
7:3,23
1.3
subst.:
menschenson, nym eyn beweynin [
adsume lamentum
] obir Pharaonem, den konig Egypti Cranc
Ez. 32,2
2
‘jmdn. mit Tränen benetzen’
Joseph der [...] nilie dâr neheinen
[seiner Brüder] unter er nebeweint in unt chust in
besunter Gen
2459
bewelben
swV.
‘etw. mit einem Gewölbe versehen’
nu was das hus bewelbet gar RvEWchr
21147
bewëlgen
stV.
1 refl. ‘sich wälzen in etw.’
2 tr. ‘jmdn. mit etw. umhüllen’ , bildl.
1
refl. ‘sich wälzen in etw.’
valsche cristen, / die sich in der sunden misten / als die swin bewelgen / und
irn got irbelgen HeslApk
15087.
11350
2
tr. ‘jmdn. mit etw. umhüllen’, bildl.:
warumme got den lastirbalc [den König der Heiden] /
ouch mit tôde nicht bewalc [...], / daz weiz er wol, ich
weiz sîn nicht NvJer
23799
bewëllen
stV.
1 eigentl. ‘etw./sich in etw. wälzen; etw. beschmutzen’
1.1 mit Akk.d.S. 1.2 refl. 2 übertr. ‘jmdn./sich mit etw. (Sünden) beflecken, besudeln’
2.1 mit Akk.-Obj. 2.2 refl. 2.3 in Passiv-Konstr.
1
eigentl. ‘etw./sich in etw. wälzen; etw. beschmutzen’
1.1
mit Akk.d.S.:
nime ein chürbez unde bewil daz in einem teige
Barth
152,21;
BenRez
34;
SalArz
103,11.
–
die brüeder [Josephs] sluogen
ein tier unde bewullen sînen roc in dem bluote BuchdKg
7,9;
Rol
4036.
6668.
–
ích hábon mîne fûoze geduágan. scál íh sîe ábo beuuellan [
inquinabo illos Ct 5,3] ? Will
78,3
1.2
refl.:
dénne so beuuillet síh dîu ídris inhoruue
ÄPhys
4,2;
so bewillet si sich in der roten erde JPhys
15,2;
Wig
81
2
übertr. ‘jmdn./sich mit etw. (Sünden) beflecken, besudeln’
2.1
mit Akk.-Obj.:
ettelichen man îlet der Satanas bewellen, / chêren ab der
guote mit starchem ubermuote Gen
444;
PrOberalt
93,17.
–
den [Leib] er so hete
behuot, [...] daz in nie niht bewal
AvaLJ
193,9;
Gen
1813;
Litan
1002
2.2
refl.:
da ie dehein suntare sich mit bewal, da han ich mich mit
bewollen Spec
4,3;
PrOberalt
48,19;
er bewillet sich mit der bôsheit / als sich daz swîn mit
horwe tuot Wig
120;
Gen
550;
ÄPhys
11,7;
LvRegSyon
271.
–
der ereste man, / der sih in Adames sunden nie nebewal
VEzzo
178
2.3
in Passiv-Konstr.:
die heidenischen læute die von den suͤnden unrein und
bewollen waren PrOberalt
165,20;
die waren sere mit der welt bewollen und mit werltlichen
sunden bekumert Lanc
247,38;
ÄPhys
11,21;
Spec
87,5.
99,9;
MarldA
10
beweltigen
swV.
→
bewaltigen
bewenden
swV.
1
‘den Sinn auf etw./jmdn. richten; sich zu etw. hinwenden’ ; mit Präp.-Obj.
( an, von, ze ) 2
‘etw. anwenden, verwenden, nutzen’
2.1 mit Akk.-Obj. 2.2 mit Akk.-Obj. und Präp.-Obj. ( an, umbe, ze ) 3
‘etw. bewerkstelligen, gestalten; verwandeln’
3.1 mit Akk.-Obj. 3.2 im Passiv mit Dat.d.P. und Präp.-Obj. mit ze 3.3
sô bewant
‘so beschaffen, solch’ (nur bei Wolfram) 4 Part.-Adj. bewant
‘(bluts)verwandt’ (zu mnd. und mnl. Belegen für diese Bed. s. DRW 2,264)
1
‘den Sinn auf etw./jmdn. richten; sich zu etw. hinwenden’; mit Präp.-Obj.
(an, von, ze):
an si bewande ich min gemüete / und dar zuo mins herzen sin
Tannh
2,51;
ReinFu
K,438;
RvEWchr
7158;
MF:Reinm
64:2,4.
–
sît ichs began, / sô enkunde ich nie den staeten muot / gewenden
[Hs. bewenden
] rehte gar von ir MF:Hausen
1:4,8.
–
wie er zu Engellande / sich davor bewande PassIII
201,14
2
‘etw. anwenden, verwenden, nutzen’
2.1
mit Akk.-Obj.:
daz wir die zit bewenden / in diser kurzen muze, / daz uns der werlde suze
/ [...] von Gote nu icht enleite HeslApk
446;
ob man noch bewenden / diz schone holz do mochte PassIII
267,50;
UrkCorp
1544,26;
ErnstD
4188.
– häufig mit Adverbien (wol, baz, übel):
dîn gebet hâstû wol bewant Eracl
230.
1580;
die reise hêt er wol bewant Wig
659.
11317;
Parz
745,20;
KLD:GvN
32:4,3;
swenner sîne stunde / niht baz bewenden kunde
Iw
24.
1584.
7875;
ErzIII
56,286;
er muoz sîne unmüezekeit / übel oder wol bewenden
Tr
19529;
NibB
640,4;
Ottok
47522
2.2
mit Akk.-Obj. und Präp.-Obj. (an, umbe, ze):
der het an birsen und an jagen / meistic sînen vlîz bewant
UvZLanz
1543;
wand er [...] / an rossen, an gewande, / an spise
vil bewande MarLegPass
24,22;
UrkCorp
2205,26;
KvWSilv
558.
–
vnd sol man die zehen schillingen gen vnd bewenden vmbe essen vnd
drinken UrkCorp
1216,35.
–
mîn rîch und diu tohter mîn / wâren wol zû ime bewant En
3987;
wir haben rîchiu lant; / diu dienent uns von rehte, ze
niemen sint si baz bewant NibB
115,4;
Iw
2438;
Eracl
2165
3
‘etw. bewerkstelligen, gestalten; verwandeln’
3.1
mit Akk.-Obj.:
ich wil zv Krichen senden, / swie ich ez bewenden
Herb
1902.
15913;
vnz ez wart bewant / daz si den hailant gebar
Wernh
A 2490
3.2
im Passiv mit Dat.d.P. und Präp.-Obj. mit ze:
iz wirt dir ze lastere bewant. / dir ne sulen hêren noh
frowen / niemer mêr getrûwen SAlex
2849;
wir sulen in gerîten sô nâhen in ir lant, / daz in ir übermüeten werde ze
sorgen bewant NibA
174,4
3.3
sô bewant
‘so beschaffen, solch’ (nur bei Wolfram):
die jehent [...], / dir
[Gahmuret] enkünne an sô bewantem spiln
[Heldentaten] / glîche niemen hie geziln
Parz
85,21;
Wh
162,23;
mit eime alsô bewanden vride Parz
193,11;
an sô bewantem prîse ebd.
134,10
4
Part.-Adj. bewant
‘(bluts)verwandt’ (zu mnd. und mnl. Belegen für diese Bed. s. DRW
2,264):
dar na suͦlen wir die minnen al ze hant, die uns van der naturen sint bewant
Lilie
58,17
bewenke
Adj.
→
bewanc
bewërben
stV.
‘(jmdm.) etw./jmdn. gewinnen, erwerben’
dû bewirvist sô michil êre daz dich al dîn chunne heizit
hêrre Gen
2745.
2739;
daz er [der Vater] ime die selben
diernen bewurf ze gemahelen ebd.
1604
bewerde
stF.
zu
bewarn
5
.
‘Eucharistiesakrament, Kommunion’
ob man in friste uber naht durh bihte willen und durh
bewaerde StRAugsb
100,5;
do erschan ir der túfel als ain schoͤner herr, [...]
also ward sy betrogen alle die mess, untz das sy die bewerrd
anfieng [die Kommunion empfing]
Stagel
80,34
bewërde
stF.
→
bewærde
bewërden
stV.
nur ostmd.
1 in der Verbindung
~ lâzen
‘jmdn. zurücklassen, sich selbst überlassen’
2
‘in einer best. Weise mit etw. verfahren’
1
in der Verbindung
~ lâzen
‘jmdn. zurücklassen, sich selbst überlassen’
do er diz alliz hatte getan [ihn getauft hatte] do
liez ern bewerden PrLpz(L)
80,18;
heimlich er von dannen schiet, / [...] und liez den
Gotes werden / mit Gote gar bewerden Vät
25202;
HeslApk
10792.
17516
u.ö.;
HeslNic
2835;
EvBerl
53,2
2
‘in einer best. Weise mit etw. verfahren’
wî dî brûdere mit den tûchen, die in werden gesant, sulen
bewerden StatDtOrd
109,26
(vgl. Inhaltsverzeichnis:
wie die brûdere mit den tûchen [...] tûn sulen
[La. suͦlen werven
]
ebd.
20,15
)
bewëre
stF.
→
bewære
bewërfen
stV.
1
‘etw. einreiben, würzen’
2 jmdn. mit banden ~
‘jmdn. binden’
1
‘etw. einreiben, würzen’
gestozzen ingeber vnd ein wenic enys,
[...], daz tuͦ du zvͦ den eyern, da mit bewirf die
huͤnre BvgSp
28
2
jmdn. mit banden ~
‘jmdn. binden’
is ist noch [...] guder bender genug / an den die sin
dan bedorffent / und sij mit nuwen banden beworffent Pilgerf
12838
|