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ABCDEF s.VGHIJK
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jâ – jagen
jagephert – jâhêrre
jait – jæmericlich
jâmerkarn – jâmersanc
jâmerschal – jâmersuht
jâmertac – jârâ
jârbëte – jârgezît(-)
jârîâ – jârvrist
jârzal – jegerhuobe
jegerîe – jëner, -iu, -eʒ
      jegerîe stF.
      jegerinne stF.
      jegerknëht stM.
      jegerlêhen stN.
      jegerlich Adj.
      jegerliute stM. (Pl.)
      jegermeister stM.
      jegernuz stM.
      jegerroc stM.
      jegerschaft stF.
      jegerspîse stF.
      jegerstranc stM.
      jëhe stF.
      jëhen stV. (V)
      jeit stN.
      jënen Adv.
      jënent Adv., Präp.
      jënenthalp Adv., Präp.
      jënenthër Adv.
      jëner, -iu, -eʒ Dem.-Pron., Pron.-Adj.
jënerhalp, ënerhalp – jëst
jesten – jochtier
joggen – jucke
juckede – judeneit
judengaʒʒe – judenrâtman
judenrëht – jüdischeit
jüdischlich – juncvrouwe
juncvröuwelich – jungeste
jungestlich – jûwezunge

   jegerîe - jëner, -iu, -eʒ    


jegerîe stF. auch jagerîe. 1 ‘Jagdkunst’
2 ‘Jagd, Verfolgung’
   1 ‘Jagdkunst’ diz heizent si furkîe / in unser jegerîe Tr 2954; wie vollekomen er wære / an höfscher jegerîe ebd. 3315 u.ö.; der künic Agamennon / schôz eine schœne hinden, / [...]. / Dyâne diu götinne, / diu der jegerîe pfligt, / des tieres tôt vil hôhe wigt KvWTroj 24297. 1079 u.ö.    2 ‘Jagd, Verfolgung’ [Konrad von Marburg,] ein minner guder cristenheit, / ein echter ketzerie [ein Verfolger von Ketzerei] / mit strenger jagerie Elis 3976

jegerinne stF. ‘Jägerin’ si [ diu wiesel ] ist gar ain witzigeu jägerinn nâch den mäusen BdN 152,27

jegerknëht stM. ‘Jagdgehilfe’ ‘los eben!’ sprach ich zuo dem jägerknehte Hadam 16,7. 315,3. 418,7

jegerlêhen stN. ‘Jägerlehen’ (vgl. DRW 6,387f.): jaegerlehen LX pfunt UrbBayJ 522

jegerlich Adj. , -lîche Adv. ‘ausgezeichnet, prächtig, schön’ (ursprünglich wohl ‘nach Art eines Jägers, einem Jäger angemessen’, vgl. ähnlich weidenlich ): kanstu mir iht des gesagen, / sô wil ich dich für einen wætlîchen [La. iegerlichen ] knappen haben Traugem 5,8; ir lîp, der ist so jegerlîch geschaffen, / ein steinîn herze müest an sî vergaffen [sich bei ihr in starrem Schauen verlieren] SM: Wi 9: 4,5

jegerliute stM. (Pl.) ‘Jäger’ da sie [Steinböcke] uf den bergen gent, unde sie diu liute in dem tale gesent, / so bechennent si wol, ob ez sint jegir liute oder niht MillPhys 101,2

jegermeister stM. 1 ‘oberster Jäger, Jägermeister’
2 ‘Meister der Jagd, hervorragender Jäger’
   1 ‘oberster Jäger, Jägermeister’ des künges jeger maister tratt / mitt künnen hunden balde / gegen dem vil wilden walde GTroj 20686; man ainn jæger maister sach / gan fuͤr der hohen fuͤrsten tisch WhvÖst 18844. 18958; dû [Tristan] solt mîn jegermeister sîn! Tr 3370 u.ö.; so sol H. vnser jaegermeister haben ii pfaerft [Pferde] [...] vnd darzvͦ viii laufent jaeger UrkWittelsb 2,54 (a. 1294); Bussard 761; UrkNAltaich 2,51 (a. 1344). – als Bestandteil von Personennamen: an Hainr. den jægermaister UrkCorp (WMU) 3396,41    2 ‘Meister der Jagd, hervorragender Jäger’ ûz der liehten riuhe [seiner Kleidung] vil manic goldes zein [Stäbchen] / ze beiden sînen sîten dem küenen jegermeister [d.i. Siegfried] schein NibB 954,4; der walt hât kluogez wilt und wolfe wunder, / vil herren jägermeister Hadam 30,6. – im Vergleich: er gap den hunden dar ir teil / und machte si frech unde geil / als ein jegermeister hôch KvWPart 413

jegernuz stM. ‘Haferabgabe an den herrschaftlichen Jäger oder Jägermeister’ (vgl. DRW 6,391): in avena, que dicitur iaegernuch [l. -nucz ] 95 mod. UrbSteierm 52

jegerroc stM. Oberbekleidung des Jägers: er hett einen grunen jegerrock ane, und was der wol geschnitten nach sym libe Lanc 117,37

jegerschaft stF. hier iagerschaft. ‘Jagdkunst’ der gebûre sagte mêre, / daz ein bere behaftet [(in einer Falle) festgesetzt] wêre / ân meisters iagerschaft: / ‘daz hât getân die gotes kraft.’ ReinFu K,1579

jegerspîse stF. Verpflegung des Jägers: an dem satele hanget wînes zwei parel [Fässchen] / und ouch von jegerspîse anderhalp ein bulge [Ledersack, -schlauch] vol. / swenn dir des zerinnet, got dich berâten sol WolfdA 442,3

jegerstranc stM. ‘Schlinge, Fallstrick’ mein feint han mir gelayt einen jegerstrang [ posuerunt peccatores laqueum mihi Ps 118,110] PsMb 32(Glossar)

jëhe stF. 1 ‘das Aussprechen, Äußern (von Rede)’
2 ‘Ausspruch, Auskunft, Botschaft, Kunde’
   1 ‘das Aussprechen, Äußern (von Rede)’ Jesus vor dem richtêre / stûnt mit des houbtes niderhanc, / [...] schamic gên der worte jehe JvFrst 7642; RvEAlex 1486    2 ‘Ausspruch, Auskunft, Botschaft, Kunde’ des hân ich ein teil aldâ / bevunden mit gewærer jehe / und mit gewisser ougen spehe RvEAlex 6677; nah wiser lúte jehe RvEWchr 8695; sus treip ich manege suoche, / unz ich an eime buoche / alle sîne jehe gelas, / wie dirre âventiure was Tr 165 u.ö.; Ottok 29159; TürlArabel *A 82,12. – bildl.: nach súnftigez herzen jehe RvEWh 2688; an der sternen jehe RvEAlex 608. – ‘Gerede, Behauptung, Gerücht’ gnuͦgir jehe und wanlih wan / giht das hie ein welt ge abe / mit zal und al hie ende habe: / des jehe der ez welle jehin RvEWchr 31852; daz ir prîs bestüende alsô / bewart vor valscher trüeben jehe Parz 427,15

jëhen stV. (V) häufig (regelhaft vor -i- in den st. Formen der 1.-3. Pers. Sg. Präs. und im Imp. Sg.) auch mit g- anlautend; kontrahiert jên. 1 ‘etw. (jmdm. gegenüber) erklären, verkünden, bekennen’ , offen zu einem eher allgemeineren Gebrauch i.S.v. ‘etw. (jmdm.) sagen, von etw. reden, erzählen’ (meist mit Gen., auch mit direkter oder indirekter Rede oder Obj.-Satz, seltener mit Akk., präp. Erg. oder Adv.)
1.1 allg.
1.2 jmdn. oder etw. ze/ vür etw. ‘jmdn. oder etw. zu etw. erklären’
1.3 übertr.
2 ‘jmdm. oder einer Sache etw. zusprechen’ (mit Dat. oder präp. Erg. und Gen.d.S., seltener Obj.-Satz, indirekter Rede oder Akk.d.S.)
2.1 bezogen auf Dinge, Sachen, Ansprüche u.ä. ‘jmdm. etw. zusprechen’
2.2 bezogen auf Eigenschaften, Leistungen u.ä. ‘jmdm. etw. zugestehen, jmdm. etw. nachsagen, etw. von jmdm. sagen’
2.2.1 allg.
2.2.2 mit Präp. ûf statt Dat.d.P., wohl mit gesteigerter Prägnanz
2.2.3 jmdm. (jmds. Rat u.ä.) (der) volge ~ ‘jmdm. seine Zustimmung geben, Folge leisten’
2.2.4 jmdm. (des) siges ~ ‘jmdn. zum Sieger erklären, jmdm. den Sieg zusprechen’
2.3 jmdm. etw. ze/ vür etw. ‘jmdm. etw. als etw. zusprechen, etw. in Bezug auf jmdn. zu etw. erklären’ (vgl. auch 2.4 )
2.4 jmdm. oder etw. vür jmdm. oder etw. ‘jmdm. oder etw. den Vorzug vor jmdm. oder etw. geben’ (vgl. auch 2.3 )
3 ‘sich zu etw. oder jmdm. bekennen’ (mit präp. Erg. oder Gen., seltener Akk.)
3.1 allg.
3.2 zu Gott bzw. Gottheiten oder Glaubensinhalten, ‘seinen Glauben an etw. oder jmdn. bekunden, etw. bekennen’
3.3 zu Sünden ‘(jmdm.) seine Sünden beichten, seine Sünden (jmdm. gegenüber) bekennen’
3.4 zu Aussagen (rechtssprachl.) ‘einer Aussage beipflichten, sich anschließen’
4 ‘jmdn. für etw. loben, preisen’ (mit Dat.d.P. und Gen. oder Obj.-Satz, vgl. AWB 4,1796ff.)
5 ‘etw. beanspruchen, Anspruch auf etw. erheben’ (mit Gen. oder Akk.; bes. in der Rechts- und Urkundensprache)
5.1 allg.
5.2 etw. (ein Recht o.ä.) von jmdm. ‘etw. von jmdm. fordern, beanspruchen’
5.3 etw. (ein Recht o.ä.) ûf (seltener zuo, an ) etw. ~ ‘(einen spezifischen Rechts-)Anspruch auf etw. erheben’
6 ‘etw. nennen, bezeichnen, bedeuten’ (vgl. sprëchen )
   1 ‘etw. (jmdm. gegenüber) erklären, verkünden, bekennen’, offen zu einem eher allgemeineren Gebrauch i.S.v. ‘etw. (jmdm.) sagen, von etw. reden, erzählen’ (meist mit Gen., auch mit direkter oder indirekter Rede oder Obj.-Satz, seltener mit Akk., präp. Erg. oder Adv.)    1.1 allg.: ez hant min ougen gesehen, / des min mvnt wil iehen Herb 16579; nu stuonden sis im alle bî / und jâhens al gemeine / wan der truhsæze al eine, / der woltez widerreden Tr 11247; erst iuwer sun doch, alse er giht? [behauptet] ebd. 4143; der wârheit wil ich jehen Eracl 3067; doch hânt sî die zuoversicht, / daz in fröide wirt verzuket, / sô der wachter tages gicht [den Tag ankündigt] SM: Had 51: 3,13; vil kûme er im gruozes jach RvEBarl 4790; ich gihe noch als ich dô jach, / daz ich nie schœner kint gesach Iw 315; die heiden gehent, wir sin in entrunnen Rol 968; swen sîn ougen sâhen, / so er dem begunde nâhen, / den gruozte der knappe guoter, / und jach ‘sus riet mîn muoter’ Parz 138,8; mir ist we, daz mvz ich iehn ReinFu K,1318; daz mære saget unde giht / von einem serpande Tr 8902; hore herre, wie min munt git Brun 3360; wir jehen [bestätigen, beglaubigen] aller der dinge, diͤ hiͤ vuͦr geschriben sint UrkCorp (WMU) 3381,41; bildl.: daz herze siht mich weinend an / und giht ez sî vil ungesunt KLD: UvL 9: 2,7; in sînem herzen er des jach / daz sô ungehiure / deheine crêâtiure / ie gesæhe dehein man Wig 5021. 8487; swes iuwer gewizzen dar an giht, / dâ sul wir uns lâzen an KvHeimUrst 1666; HvFreibTr 576. – ‘etw. (jmdm. gegenüber) zusichern’ (mit Gen.d.S. und Dat.d.P. oder präp. Erg.; vgl. auch 3): man sold^$’ iuch dicker sehen / hie in disem lande, wolt ir uns vriuntschefte jehen NibB 755,4. 2312,2; der eine hie der ander dort / begunde im sicherheite jehen KvWTurn 1051; daz sîe iéhent ze / dír gesélliscéfte. unte dáz sîe dîne defensores sîn Will 13,12; Parz 395,26; Märt 4280; ähnl.: jmdm. oder einer Sache gelouben ~ (mit Gen.d.S. oder Dat.d.P.): daz diz ist und sol geschehen, / wil dû des gelouben jehen? RvEBarl 6812; der tiuvel hât besezzen / diu bilde [Götzen] und ouch der liute sin, / die gelouben jehent in ebd. 3882    1.2 jmdn. oder etw. ze/ vür etw. ~ ‘jmdn. oder etw. zu etw. erklären’ ir jâhet mîn ze kebesen: daz sult ir lâzen sehen. / mir ist von iuwern sprüchen, daz wizzet, leide geschehen NibB 846,3; ich hœre mîn die liute niwan für ellende jehen ebd. 1403,4 u.ö.; sît aber ir geruochent jehen / mîn ze cnehte, sælic wîp, / sô sol mîn herze und mîn lîp / iu ze dienste sîn bereit KvWWelt 170; für ein wunder sie des jâhen / daz sie zesamen wâren komen LvRegFr 1347; KvHeimUrst 795; KLD:UvL 17: 5,6. 19: 4,7; Kchr 2545; Parz 319,24 u.ö.; SM:Had 27: 3,5. – i.S.v. ‘als etw. anerkennen’ ern hât niht rehte an mir ersehen; / ander liute sol er im spehen / die sîn ze herren wellen jehen! Wig 10191; dô ander stete daz ersâhen, / daz sîn die Wienære jâhen / ze fursten und ze herren, / si begunden an in kêren Ottok 1764. 2157; wan si [Moses und seine Jünger] den nie gesâhen / des si ze herren jâhen, / der sît under uns gie / unt sich crûcigen lie Wernh 1246. 2706; D 2920. D 4722    1.3 übertr. ‘etw. (jmdm.) verraten, mitteilen, (jmdm.) einen bestimmten Eindruck vermitteln’ als iuwer ouge siht / und iu des mannes habe giht RvEBarl 1894; ir antlütze sippe jach [ließ Verwandtschaft erkennen] : / diu wârn ein ander vil gelîch Parz 46,28; ir zweier minne triwen jach ebd. 101,20 u.ö. – ‘etw. (einen emotionalen Zustand) jmdm. vermitteln, in jmdm. auslösen’ sîn riwe im hertes kumbers jach Parz 92,15. 383,8; dem künege grôzer swære jach / Zardânes siechlîch ungemach RvEBarl 7477; diu rede im solher vorhte jach, / daz man in sêre bleichen sach ebd. 9113 u.ö. nâch etw. ~ ‘wie etw. wirken, nach etw. aussehen’ eine wol geshonte maget, / der jugent was also betaget / daz sie nach zweintzec jarn jach Rennew 19121. – einer Sache gelîche ~ ‘mit etw. übereinstimmen, einer Sache entsprechen’ also bewiset sich diser menschen inres lieht usser wandel úberal dem ungelich, dem es glich soͤlti jehen Seuse 157,4    2 ‘jmdm. oder einer Sache etw. zusprechen’ (mit Dat. oder präp. Erg. und Gen.d.S., seltener Obj.-Satz, indirekter Rede oder Akk.d.S.)    2.1 bezogen auf Dinge, Sachen, Ansprüche u.ä. ‘jmdm. etw. zusprechen’ wiltû mir noch gevolgic wesen / und mir des zinses jehende sîn, / mîn swester diu künigîn / diu muoz dich selbe heilen Tr 6955; ob im die von Dôdône / jæhen der krône / von Iwaretes lande UvZLanz 8424; der [...] ist der wirtschaft wirdic niht, / der got den erwelten giht RvEBarl 3540; nim daz swîn; / ich hœre wol daz man dir sîn giht SpdtL 159,25; Herb 2407; Parz 425,6. 108,7    2.2 bezogen auf Eigenschaften, Leistungen u.ä. ‘jmdm. etw. zugestehen, jmdm. etw. nachsagen, etw. von jmdm. sagen’    2.2.1 allg.: dô muostens im alle jehen, / daz er wol pungierte / und alsô justierte, / daz niht dervor mohte wern UvZLanz 6414; ich hoere ime meneger êren jehen MF: Reinm 4: 2,1; nach kunst den besten lop man gicht / eimiͤ gefugen bauch, zu mager niht Physiogn 343. 30; wer lebt dem man niht wandels giht? / nieman ist âne bresten gar KvWLd 25,100; man giht im, er sî küener, danne iemen müge sîn NibB 2140,3; die kunst giht an enklin slimpf [schiefe Fußknöchelchen] , / da sie der unkeusch ungelimpf Physiogn 369; an den man ie des besten jach, / Heinrich der Mizenaere, / der sine triuwe nie zerbrach, / derst alles wandels laere Tannh 6,102; unter Ersparung des sächl. Obj.: als man fischegen handen giht Parz 487,4. 383,16    2.2.2 mit Präp. ûf statt Dat.d.P., wohl mit gesteigerter Prägnanz: ‘so ist doch diu rede war, / der dein vater uͦf dich giht?’ - / ‘ja si, ’n triwen, geloupt ir im nicht?’ Jüdel 201; ode giht sis ûf ir kintheit [schiebt sie es auf ihre Jugend] , / swem si füeget herzeleit? Parz 533,11. 482,1; ich [...] vrâgete den priester mære, / von wem diu koste wære. / des jach er ûf den admirât Wh 465,5. – unter Ersparung eines Obj. ‘jmdn. beschuldigen, gegen jmdn. aussagen’ die boten vie man under wegen: / dô muosen si ûf den bâbes jehen / unt ûf ander die hêrren / die an dem râte wâren Kchr 14151; er hiez si in den karchære werfen [...], / unz alle die des hungeres ertwâlen / ûf die die boten jâhen ebd. 14163; der begund ûf disen jehen, / sô jach diser ûf den Ottok 67234    2.2.3 jmdm. (jmds. Rat u.ä.) (der) volge ~ ‘jmdm. seine Zustimmung geben, Folge leisten’ swer rehtiu wort gemerken kan, / der gedenke wie ein wîse man / hie vor bî alten zîten sprach, / dem sît diu welt der volge jach UvZLanz 4; mit väterlîcher êre / mînem râte er volge giht RvEBarl 7665. 12989 u.ö.; der rat im liebin do began, / also das er im volge jah RvEWchr 29832; bildl.: dem herzen ich dô volge jach RvEBarl 11807    2.2.4 jmdm. (des) siges ~ ‘jmdn. zum Sieger erklären, jmdm. den Sieg zusprechen’ sô müese ich iu des siges jehen Iw 7448; ich wil iu gerne siges jehen Wig 7235. 6837; dô jach im diu volge sâ / des siges an der selben zît RvEBarl 10392 u.ö.; Parz 289,16. 301,25; wohl verkürzt hierher (unter Ersparung des siges): sô daz ist getân, / dem sol man jehen danne, den man sihet gewunnen hân NibB 973,4; ê daz iu müeste jehen / Gunther mîn herre, dâ müestez herte sîn ebd. 424,2; Hawich 2684. 2647; unter Ersparung des Dat.d.P.: und [der jugendliche Herr] was des lîbes alsô kranc / daz er [erg.: den Teufelsrittern] des siges âne danc / und ungestriten muose jehen Iw 6357; vgl. ähnl.: ‘wie dô?’ sprach Môrolt [zu Tristan, nachdem er ihn schwer verwundet hat] ‘wiltû jehen?’ [wohl ‘mir den Sieg zusprechen, aufgeben’ ] Tr 6931    2.3 jmdm. etw. ze/ vür etw. ~ ‘jmdm. etw. als etw. zusprechen, etw. in Bezug auf jmdn. zu etw. erklären’ (vgl. auch 2.4 ): ichn gihe dirs niht ze ruome Parz 140,21; balde er mîn ze bruoder jach / Herzeloyden sînem wîbe [erklärte er mich zum Bruder seiner Frau Herzeloyde] ebd. 497,24 u.ö.; des muoz ich im für ellen jehn ebd. 41,5. 161,29; des ich in mînem muote / von gote ie jach ze guote, / daz widerrette ich überlût RvEBarl 13856. 5624; in ir herzen kan mîn sin / niht ervinden noch erspehen, / wan des man ir muoz für tugende jehen KLD: UvL 54: 6,7; NibB 728,4; KvHeimUrst 402; Tr 17810. sich jmdm. vür eigen ~ ‘sich jmdm. zu eigen geben, unterwerfen’ (hier bildl. bezogen auf das Minneverhältnis): min herze daz wart fröuden rich, / do ich die schoenen erest sach; / si duhte mich so minneclich, / daz ich mich ir für eigen jach Tannh 2,30; minne, ez ist diu liebe aleine / der ich mich für eigen jach KLD: GvN 22: 5,3    2.4 jmdm. oder etw. vür jmdm. oder etw. ~ ‘jmdm. oder etw. den Vorzug vor jmdm. oder etw. geben’ (vgl. auch 2.3 ): dô sprâchen dâ die wîsen, die hetenz baz besehen, / man möhte Kriemhilden wol für Prünhilden jehen NibB 593,4; daz was ir [Laudine] ein herzeleit, / daz sî [Lunete] deheiner vrümekheit / iemen [jemand derart Untauglichen] vür ir herren jach Iw 1973    3 ‘sich zu etw. oder jmdm. bekennen’ (mit präp. Erg. oder Gen., seltener Akk.)    3.1 allg.: inde oue hie der schuͦlt geit, / so sal heͥ gelden binnen vierzein dagen UrkCorp (WMU) 3469,18; ginch zü im und gich an mich! [sage, dass du von mir kommst] Märt 23922. – formelhaft (rechtssprachl.) ~ oder lougenen ‘bekennen oder leugnen’ des sal he umi antuwedir gie edir loikini Mühlh 133,13; vnd sol im der von Nidelingen iehen oder logen nach reht UrkCorp (WMU) 1728,25. 3272,1; ähnl.: du uehes [hasst] vnde gruzis, / du uerlogenis vnde iehes, / du bist blint vnde gesehes Litan 81. sich einer Sache schuldic ~ ‘sich einer Sache schuldig bekennen’ der [Sünden] gihe ich mich schuldic / vnde bieten dich diner hulden, / herre himilischer got Ägidius 1695 (vgl. 3.3.); da gig ich mich schuldich aller der rede vnd alles des rehtes, daz an dirrer handveste vor geschriben [...] ist UrkCorp (WMU) 1113,28. – subst. ‘Bekennen’ unser lougen und unser jehen, / sagen KvHeimUrst 2133    3.2 zu Gott bzw. Gottheiten oder Glaubensinhalten, ‘seinen Glauben an etw. oder jmdn. bekunden, etw. bekennen’ den herren [Jesus Christus] , an den ich ie jach, / wildû den erkennen, / sô wil ich dir in nennen RvEBarl 1948. 234; si wurden alle deme tode ergebin, / sine wolten an Machmet iehin Rol 3724 u.ö.; der kuninc hiz do wirchin / einin ovin erinin. / den hizzer dri dagi eddin [heizen] , / du dru kint zi demo ovini leiddin: / [...]; / ob si daz fuir sahin, / daz si sinin got jahin ÄJud 48. 121; HeslApk 5570; Vät 38129; so uerlihe uns salde unt sigenunft, / want wir iehen ze dinen gnaden! Rol 7929; ware got, ih lobin dih, / din anegenge gihen ih SEzzo 18; Kchr 8083; PsM C 11,18    3.3 zu Sünden ‘(jmdm.) seine Sünden beichten, seine Sünden (jmdm. gegenüber) bekennen’ gehit alle an andir iwer sunti unde bittit in samt, daz ir geheilit wêrdit Spec 64,16; wie salic der si, der sine sunti andirn mennischin gihet, daz erzeigte er herre wol ebd. 64,27. 64,18; do heten si in [Jesus] gehangen inzwiscen zwein scachmannen. / der eine hin ze ime sprach, siner sunden er jach AvaLJ 151,7; Parz 475,8. – wohl hierher (unter Ersparung des Obj.): herre und œheim, ich wil [erg.: mîner sünden ] jehen / ûf die vart [im Hinblick auf die Reise (d.i. das Sterben)] dar ich kêren muoz Wh 65,22    3.4 zu Aussagen (rechtssprachl.) ‘einer Aussage beipflichten, sich anschließen’ sô sol in der rihter vrâgen, ob er an sînes vorsprechen wort welle jehen; sô sol er sprechen: ‘jâ!’ SpdtL 166,16; ob der man an sînes vorsprechen wort niht gihet, die wîle belîbet er sunder schaden sînes vorsprechen wortes ebd. 219,13. 166,20    4 ‘jmdn. für etw. loben, preisen’ (mit Dat.d.P. und Gen. oder Obj.-Satz, vgl. AWB 4,1796ff.): er [Jesus] sprach [zum Blinden] : ‘du solt gesehen unde solt is iemer gote jehen.’ AvaLJ 92,5; Jesus Nazarenus der gebot iz alsus, / daz ich daz lieht sahe unde ich is got jahe. / dem bin ich iemer jehende, daz ich wart gesehende ebd. 95,5. 95,3    5 ‘etw. beanspruchen, Anspruch auf etw. erheben’ (mit Gen. oder Akk.; bes. in der Rechts- und Urkundensprache)    5.1 allg.: wan der ertzpischolf [...] spricht, er hab ez [Hohenstein] drizzich iar in rehter gwer dar braht [seit dreißig Jahren in rechtmäßigem Besitz] vnd auch hertzog Hainrich giht, er hab ez zehen iar vnd mêre in rehter gwer dar braht vnd si also baide iehent der gwer UrkCorp 787,3    5.2 etw. (ein Recht o.ä.) von jmdm. ~ ‘etw. von jmdm. fordern, beanspruchen’ vber die [...] lehen, der si von dem herzogen iehent UrkCorp (WMU) 491,4. – mit ze ‘als etw.’ daz des selben gvͤtes vorbaz ieman ze lehen von vns iêhe UrkCorp (WMU) 1303,16    5.3 etw. (ein Recht o.ä.) ûf (seltener zuo, an) etw. ~ ‘(einen spezifischen Rechts-)Anspruch auf etw. erheben’ sehs tûsent marc / [...], / die im het gezalt / der Albreht / für sîner hûsfrouwen reht, / diu si ûf Stîre jach Ottok 55879; ez hat auch min tohter [...] ir morgengabe, der si iach vnd auch hete auf dem selbem gute, auf geben UrkCorp 646,13; daz sin havsfrowe vnde siniv kint iahen eines erbes vf den selben hof UrkCorp (WMU) 1525,25. 3448,32; ich [...] vergich [...], daz ich vnd mein havsfrawo [...] an dem grozzen zoll, der meinem herren [...] zvo gehœrt, niht mer rehts iehen noch habn UrkCorp 3219,28; so schol noch enmach niemen deheines rehtes iehen zvͦ der selben swaige vnd vihe UrkCorp (WMU) 959,7    6 ‘etw. nennen, bezeichnen, bedeuten’ (vgl. sprëchen ): an der siten des perges [...], den si Montem Oliveti haizzent, daz giht ‘der oͤlberch’ PrOberalt 7,7

jeit stN. jaget

jënen , ënen Adv. ‘von dort (her)’ (vgl. enne ): andere sibene [Kühe] giengen ennen, / magare und unscône, ich negesach nie wirs getâne Gen 2029; ze stet er ûf stuont, hinnen unt ennen [hin und her] er giench ebd. 207 u. ö.

jënent , ënent Adv., Präp. auch ent (Ottok 7606). ‘jenseits, auf der anderen Seite’ 1 Adv.
2 Präp.
2.1 mit Gen.
2.2 mit Dat.
   1 Adv.: das man [...] an sinen jargezittage den siechin an dem velde ennunt bi Chruzelingin von dem selben huse sol gen ain pfunt pfenninge Kostenzer UrkCorp (WMU) 708,41; ouch kômen ent herab gedrabt, / von den ir ê gehôrt habt Ottok 7606. – jmdn. ~ lân i.S.v. ‘jmdn. in Ruhe lassen’ (?): da lag eine laiswester an dem nehsten bet die hiez Elisabet, die sprach: ‘la si ennot, wann si hat gezzen.’ [Die maid soll Kunigund von Vilsek nicht weiter drängen zu essen, da sie bereits gegessen hat.] EbnerChrist 39,17    2 Präp.    2.1 mit Gen.: ez was enent mers gezogen / ein junkher gar unmâzen zart HeroLeander 16; da ist diu kurzewîle guot / mit speln, sam [l. sam man ] enents [l. enent des ] baches tuot SM: Had 22: 3,10; allir der walt, der ennont des kilchstiges lit vnd stât UrkCorp (WMU) 1434AB,25. 2058,26; Kuchim 43,155. – als Teil von Personennamen: Chvͦnrat envnt baches von Bv́rgelon, Chvͦnrat an Bachstade UrkCorp (WMU) 634,1    2.2 mit Dat.: daz guͤtelin enunt dem nusboͮme wider Wúrzon UrkCorp (WMU) 1180,13; vnd [ sy ] yltend bald wider gen dem holtz. vnd bekament enander ennet dem bechlin jn dem holen weg ze end dem holtz. vnd wurdent da zesamen vechten Kuchim 80,187

jënenthalp , ënenthalp Adv., Präp. auch ent- und en- (vgl. enhalben ). ‘jenseits, auf der anderen Seite’ 1 Adv.
2 Präp. (m. Gen.)
   1 Adv.: nû gerieten si beide einen wec, / an dirre sîten Êrec / unde jenenthalp er Er 6864    2 Präp. (m. Gen.): enhalb des wilden [La. enethalb des witen ] meres fluot / do waiß ich ain kungin also guot MüOsw 227. ich Ortneit von Sweinwart in Oͤsterreich enthalb der Tvͦenowe UrkHeil 2,23 (a. 1308)

jënenthër , ënenthër Adv. auch enther (Ottok ) und häufig ohne Epenthese (j)ënenhër. 1 lokal ‘von dort her’
2 temporal ‘bisher’
   1 lokal ‘von dort her’ Witege der lief jenenher / sam ein wildez eberswîn Bit 12138; daz was allez umbe ein ei, daz Ruopreht vant / (jâ, wæn, imz der tievel gap): / dâ mit drôte er im ze werfen allez jenenther Neidh WL 3:5,6; dô sach er rîten ennenher / den marschalc reiselîche / einem boten gelîche Mai 210,16; Ottok 42118    2 temporal ‘bisher’ allen den, die daz gebot unsers herren behielten enenther und die ez hin für noch behaltent, den ist allen diz wort gesprochen PrBerth 2:211,5; swaz enther geschehen ist Ottok 17555 u. ö.; er legte sich zuo ir nider / und zôch ir ab daz hemde. / nû was in beiden vremde / daz gewesen ennenher. / si heten beide nie mêr / minne gepflegen biz an die stunt Mai 92,39. 31,35; StRAugsb 52,6; Parz 814,4; PsM H 59,4

jëner, -iu, -eʒ , ëner, -iu, -eʒ Dem.-Pron., Pron.-Adj. auch gë(i)n- und gi(e)n-; md. gelegentlich h(i)en- ( Elis 289. 1309 ; PrMd (J) ; PrHess ); endungsloser Nom. Sg. Mask. in KarlGalie ; schwach flektiert in Mühlh (vgl. Mhd. Gr. Flexionsmorph. § P 200-204 sowie WMU 2,962 zu weiterer Formenvarianz); zu Formen, die auf eine mögl. Grundform jënere in alem. Urkk. hinweisen vgl. WMU 2,963. Deiktisches Pronomen, das i. d. R. auf weiter Entferntes verweist (öfters in Opposition zu diser und dër; gelegentlich auch mit best. Artikel dër jëner (vgl. FWB 5,469f.)) ‘jene(r/  s), diese(r/  s) dort’ 1 allg. deiktisch
1.1 Dem.-Pron.
1.2 Pron.-Adj.
2 text- oder rededeiktisch
2.1 anaphorisch auf bereits eingeführte Information (rück-)verweisend
2.1.1 Dem.-Pron.
2.1.2 Pron.-Adj.
2.2 kataphorisch auf neue Information (vor-)verweisend bzw. solche einführend; als Dem.-Pron. (i. d. R. mit Spezifikation)
   1 allg. deiktisch    1.1 Dem.-Pron.: mir ist lieber, daz si mich verber, / und alsô daz sî mir doch genaedic sî, / danne si mich und jenen und disen gewer MF: Reinm 29: 4,3; der vur los sine hant, / dirre daz houbet, der den arm, / ienen zotte [hing heraus] der darm Herb 1434. 1540; jenez ist Iweretes gesinde / von dem schœnen walde UvZLanz 3704. 5751; des sul wir uns bi disen tagen / mit sogetanen burden laden / daz uns die jene dort nicht schaden HeslApk 4162; Athis B 161; Lanc 264,33    1.2 Pron.-Adj.: sone gert ich niht mêre hinnen ze tragene / niwan jenes schildes dort an jener want NibB 1698,3 u. ö.; do sprach Widolt der kone man / waz ist ieniz gedrenge Roth 1694; ich sach sich regen in ienem krvt ReinFu K,76. K,455; GrRud K 49; ÄJud 216; Tr 18538. – auf das Jenseits, Himmelreich o.ä. bezogen: dáz al dîn gedínge sî ze énero uuérlte Will 102,5; daz wir da mitte ermanit werdin der geistlichen wunne, die wir besizzen suln in gener welte Lucid 75,7    2 text- oder rededeiktisch    2.1 anaphorisch auf bereits eingeführte Information (rück-)verweisend    2.1.1 Dem.-Pron.: dô er den man vant slâfinde, dô sprach er zû ime, daz er ûf stûnde. hienir lac sô virslâfin, daz er nicht hôrte PrMd (J) 348,24; als er von ienen [Pollux und Castor] schiet Herb 1216; daz sach der keiser gerne an / und hiez jenen [Eraclius] fürder gân Eracl 1324; vnd der ien sprach EvAug 181,18; id is der gein de da irsluch / den kuninc Breimunde doit KarlGalie Fragment U,213; Lanc 193,20; NibB 1793,4; SuTheol 71; Iw 1036. dô gab er ime Rachel. / si ward ime michel liebere denne eniu diu altere Gen 1311. – mit Spezifikation, um Bezug zu verdeutlichen: dô wânde hienir, der den wagen dâ vûrte PrMd (J) 348,25; ienir der da gebunden lac Roth 1659; di ander [Art der Cholera] [...] hat minner hizze danne iene di da gelich ist deme citeraphele SalArz 4,6; Iw 2558; Tr 5615    2.1.2 Pron.-Adj.: daz wir jenez mere [d. i. die Sintflut] nefurhten Himmelr 6,23; do giner einsidele / hiene widir in die celle quam Ägidius 190. 103; wil och gine man davuri sueri, daz mac he tu Mühlh 127,12; Gen 2691; SalArz 34,32. – mit Spezifikation, dem Thema neue Information hinzufügend: giner kivninc here / der da Flauius hiez Ägidius 701    2.2 kataphorisch auf neue Information (vor-)verweisend bzw. solche einführend; als Dem.-Pron. (i. d. R. mit Spezifikation): he newerde zo hant gesunt / alse uns gener gesæget hat / de si hat here brach Roth 3203; daz was ouch jener wille, / die sîn huoten über al UvZLanz 1704; der jener nie nehein genas, / dâ er [Alexander] mit nîde ûffe slûc SAlex 2362; der jene, der dâ saz ûf dem trône Eckh (Pf) 100,25; Tr 5335; SüklV 714; PrLpz (L) 114,11. – auf das Jenseits, Himmelreich o.ä. bezogen: wir sin genant diu gesegenten chint / unde ouf uns jene wartunde sint, / die vor uns dan sint genomen / unde hin ze den gesegenten chomen Hochz 1071; dizze ist ein anphanclich zît, ieni sint die tage des heilis [ ecce nunc tempus acceptabile, ecce nunc dies salutis II Cor 6,2] Spec 42,12