ermundern
swV.
1
‘jmdn. (auch: seinen Geist) wach machen, aufwecken; einen Toten auferwecken’
2
‘jmdn. zu etw. ermuntern’
3 refl. ‘aufwachen’
1
‘jmdn. (auch: seinen Geist) wach machen, aufwecken; einen Toten auferwecken’
sô er [Gott] die tôten ermundert / und die übelen
gesundert / von den sînen chinden Aneg
527;
experrecti: ermunterte PsWindb
102,Oratio;
der einest eines nahtes lac / in einem troum, biz in der tac / mit sînem glast
ermundert HvBer
135;
ParzRapp
197,7;
(bildl.:)
dâ was der wîteste tanz [...]. / man mohte daran
schouwen / ritter unde frowen / mê denne zweinzic hundert. / dô wart Fröude
ermundert, / daz si lützel geslief StrDan
8200.
–
swenn man dicz getrahte wil anheben, so schol der mensch ain churz gepet
vorsprechen damit er seinen gaist ermunter und erweche MvHeilFr
26
2
‘jmdn. zu etw. ermuntern’
eya, wie ist so menig mensch, daz ein kint waz des ewigen
toͮdes und entschlafen waz den tieffen schlaf, daz daz liden hat erkicket und
ermúndert in ein guͦt leben! Seuse
251,10
3
refl. ‘aufwachen’
in der selbin nachte, / dô er nâch dem gebete / sîn rû genumin hête / und sich
darnâch irmundirte, / er vûlte, des in wundirte, / sîn har, daz im was benumin
NvJer
18908;
dine toden sullen leben, herre, dine totten sullen irstan.
irmundirt uch und lobet, di ir wonet in deme stoube Cranc
Jes 26,19
ermunderunge
stF.
‘Ermunterung’ (?):
des gemuͤtes ein ermundrung
[Kapitelüberschrift]
Seuse
538,1
ermuoʒen
swV.
‘Zeit für etw. aufwenden’
zvͦ den wêgen, / dier nv varen wold vnd ermvͦzt StiftZwettl
5
ermürden , ermorden
swV.
‘jmdn. umbringen, ermorden’
1 eigentl. 2 übertr. ‘etw. (Heil, Glück, Freude) verderben, zerstören, jmdn. um das ewige
Leben bringen’
1
eigentl.:
wirt ez dem lantvolke kunt, / si ermürdent in zestunt Er
6847;
wolt ir slâfende uns ermordet hân? NibB
1847,3;
KlageB
4049;
der truhsæze der hât in / mortlîche ermordet unde erslagen
Tr
9397.
12874;
went ir sus mich ermürden hie / und rêren iuwer sippebluot KvWTroj
11116;
und wær alle die welt ermort, / ich enshiede niht von Alysen
Rennew
6510;
des sind si och gelich Chaÿn, / der Abel, sinen bruͦder guͦt, / ermordt umb
nút uss falschem muͦt KvHelmsd
1332;
iener, den er ermordet hat StRZürich
155;
RbRupr
40;
ich bat vúr ein sele, der licham wart ermordet in einem
súndigen lebenne Mechth
6: 10,3;
dû morder der rehten buoze, dû hâst uns die rehten buoze ermordet, diu der
siben heilikeit einiu ist [...]. die habent uns die
pfennincprediger alse gar ermordet, daz nû lützel ieman ist, der sünde welle büezen
PrBerth
1:394,10.11;
jmdn. ze tôde ~
KvWTroj
14464;
HvNstGZ
5573;
(von jmdm.) ermordet ligen
Herb
16864;
KvWHvK
191.
– Part.-Adj.:
daz sie einen ermortem menschen da gesehen haben StRBamb
42.
– subst.:
der armer man [...] getorste nit
wol hin noh her wandlen von vorten eins ermúrdens von dem verruͦchten menschen
Seuse
148,1.
– mit Refl.-Pron.:
und laßent uns dißen kampff fechten vor dem konig Artus!
schlúge unser keyner den andern zu tode alhie, man sprech, wir hetten uns
ermordet underwegen oder einer den andern verraten Lanc
32,27.
– in Verbindung mit heizen, lâzen, tuon:
do hiezer in dar zuͦ ermuͥrden PrSchw
1,9;
daz her den keiser liz hermorden, alsô daz man ime sîne kele abe stach
HvFritzlHl
175,6;
er hett yn underwegen thun ermorden, wann er ie ein
morder was gewesen Lanc
414,13.
216,2.
209,30.
384,5
2
übertr. ‘etw. (Heil, Glück, Freude) verderben, zerstören, jmdn. um das ewige
Leben bringen’
wie die mit sunden groz ir selde ermordent! JTit
2023,2;
dû [
pfennicprediger
] morder gotes unde der werlte unde maniger kristensêle, die dû
ermordest mit dînem valschen trôste, daz ir niemer mêr rât wirt PrBerth
1:117,12;
di selen vil irmorden / der tuvel und di werld alsam TvKulm
4378;
aller unser vrœuden hort / ist uns gar mit ir [durch ihre
Ermordung] ermort Mai
205,4.
–
daz [Brot des Lebens] ist ús nun
gemaine / mit in [den Engeln] von minnen worden, /
die [Relativpron. im Akk., auf ús = uns bezogen (vgl.
Anm.z.St.] sunde moͤhte ermorden SHort
1112
ermurderen , ermorderen
swV.
‘jmdn. umbringen, ermorden’
jâ hât diu vâlandîn / daz chint ermurderet
Kchr
12269.
12469;
nu ist dir dîn schilt / mit swerten niht verhouwen; du lîst
ermorderôt NibB
1012,3;
Ottok
29376.
51226.
80901.
83061.
ermurren
swV.
‘erdröhnen’
der hertte plon ermürtte / von ieren starken
yssen [Hufeisen der Pferde]
GTroj
1036
ern , eren
V.
sw. erte, geeret/ gert oder st. (VIIa, vgl. 2
3Mhd. Gr. §253f.) ier, gearen/ garn; st. Präs.
arn nicht belegt. Part.Präs. auch irend (
EvAug ).
1 mit Akk.-Obj. 1.1
‘Land, ein Feld beackern, pflügen’
1.2
‘etw. (Furchen) durch Pflügen entstehen lassen’
2 ohne Akk.-Obj.: ‘ackern, pflügen’
1
mit Akk.-Obj.:
1.1
‘Land, ein Feld beackern, pflügen’
in waren ir acker gearn Herb
1860;
ich wil mich gegen der süezen minne brütten, /
[...] würd mîns meisters acker nimmer garn
Neidh
WL 6:6,3;
HeslApk
18813;
irend [Part.Präs.] sinen acker
[Lc 17,7]
EvAug
182,9;
daz lant, / daz von den ohsen wære gert KvWTroj
8223;
daz si [die Stiere] mit einem pfluoge / den wert
zehant begünden ern ebd.
8175;
die erde, dar inn is wart gesait, / wart nie gearen odir
gearbeit Pilgerf
2690;
(Part.-Adj.:)
die ecker gearn EvStPaul
418
(Mt 19,29);
von geerten velden ParzRapp
44,43.
– in Vergleichen:
Syon sal geeret werdin als eyn ackir, und Jherusalem
sal werdin eyn steynhufe Cranc
Jer 26,18.
Mi 3,12.
– bildl.:
er tunget uns, sô wir mit girde gotes wort hôren. er
erget uns, sô uns der wille unserre girde zebrochen wirt
TrudHL
123,4;
die erde dez baumes sol mit gerden / wislich zwor
gebawet werden, / mit hubschem synne gute, / [...]
und sol getunget und gearn / werden mit rechtem willen Minneb
2281;
ir habet geeret ungute und habet gemehet bosheit
Cranc
Os 10,13.
– in der Redensart den sant (Sandstrand)
~
‘vergebliche, nutzlose Arbeit tun’ (vgl. TPMA 8, S. 131f.):
swer mir nu leidet disiu bant, / der sündet sich und ert den sant
MF:UvG
Leich 2b,21.
– übertr.:
Engelhart an sînen helm / sô gar geswinde wart dô
garn [gestreift] / daz im dar abe muoste varn
/ sîn borte guot mit deme sper KvWEngelh
2607
1.2
‘etw. (Furchen) durch Pflügen entstehen lassen’
die [Drachenzähne] warf er
[Iason] unde sâte / in manic furch vil drâte, /
diu von den pfarren in den wert / was vil schône und ebene gert KvWTroj
9964.
– bildl.:
du heizest Parzivâl. / der nam ist rehte enmitten
durch. / grôz liebe ier solch herzen furch / mit dîner muoter triuwe: / dîn
vater liez ir riuwe Parz
140,18;
Rennwart die tôtlîchen vurh / mit sîner grôzen
stangen ier Wh
327,23;
dâ von warder lebns blôz: / vornân în und hindan durch, / er ier durch
in des tôdes vurch UvTürhTr
3272;
Ottok
62129
2
ohne Akk.-Obj.: ‘ackern, pflügen’
sô niemen eret noh sât noh niemen insnîdet Gen
2436;
TrudHL
123,2;
Parz
124,28;
RvEWchr
7857;
LvRegFr
2437;
wo man dy lant verheret, / da von daz volk nicht eret / und
blibt der acker ungesat Hiob
1962;
aver der da wurcht und ert, / dem wiͤrt auch beschaffen lon
Teichn
421,132;
daz si [die Stiere] zehant beginnent ern
KvWTroj
9275;
dy ochsen yren Hiob
849;
(subst. Inf.:)
arm laut die sullen neren / mit iͤr hawn und mit iͤr eren
Teichn
452,56.
– mit Präp.:
erende uf dem velde [Lc 17,7]
EvBerl
105,6.
– bildl.:
[Simson:] dú retsche [das
Rätsel] wer nouh unervarn, / hetint ir nah ir niht gearn / mit
minir kalbin, dú den funt / iu rehte hat gemachit kunt [Idc
14,18]
RvEWchr
20659;
[Frau Ehre zu Frau Schande:] iuwe lasters phluoch ert
nû durch mîne klûse Kelin
3:3,10
1ern
stM.
→
eren
2ern
stM.
s.a.
2arn
stM. und
erne
stswF.
‘Erntezeit’
nu was ez vor dem erne, / sô diu liute gerne / ir vîenden schaden tuont. / daz
korn ûf dem velde stuont: / daz wolten si in hân genomen GFrau
581.
– in der Datierung:
nach v́nser vrowen tult ze dem erne [Mariae Himmelfahrt, 15.
August]
UrkCorp (WMU)
2768,18
ernacken
swV.
‘jmdn. entkleiden’
Jesus der wart ernacket / und vor den juden gestracket, / mit geislen gevillet
HeslNic
1653
ernaʒʒen
swV.
‘nass werden’
wie billich da von ellú ogen ernassen soͤltin und ellú herzen
ersúfzen soͤltin Seuse
35,19
ernde
stF.
zu
erne
stswF. mit epithetischem d (Etymol.Wb.d.Ahd. 1,305).
1
‘das Ernten’
2
‘Erntezeit’
3
‘eingebrachte Ernte’ , bildl.
1
‘das Ernten’
diz ist ein ernde zit, / die got allen liuten git. / swer nv die vermidet /
vnd niht tugende insnidet, / e daz wir hie ersterben, / der muoz dort verderben /
haben durst vnd hunger Martina
269,15;
so ist der ernde zit bereit / vnd der wercliute schar ebd.
269,26
2
‘Erntezeit’
nach óstern kómint die phíngestín. nach der érnde herbest PrAlemann
193,133;
merkent an die kleine âmeiz: / sô si den winter vor ir weiz, / si samnet in
des sumers ernde kündeclîche ir spîse Marner
1,3.
– in der Datierung, für den Zeitraum von Ende Juli bis August:
jn dem jare, do man zalte von gotz gebuͤrte [...]
nah der ernde UrkCorp (WMU)
2558,18;
an dem zîstage vor v́nsirre vroͮwen ernde [Mariae Himmelfahrt,
15. August]
ebd.
2149,18;
an sante Peters tage in der ernde [1. August]
ebd.
3045,31
u.ö.
3
‘eingebrachte Ernte’, bildl.:
uon dem himilschlichin adel / in den tugenden richen stadel / hastv selden vil
gesnitten / und der richin ernde erbitten Martina
79,84
erndegarbe
F.
die zur Erntezeit als Abgabe zu liefernde Garbe (vgl. SchweizId 2,412 und DRW
3,256. 259):
darumb sol der arme man dem herren sin vasnahthuͦn geben vnd dem kneht sin
erndgarb WeistGr
4,498
(a. 1315)
ernden
swV.
oder ist êrnden mit langem anlautenden Vokal anzusetzen? s.a.
ârant
.
‘bei jmdm. (Gott) Fürbitte für jmdn. tun’
sich, diu ruͦfte und schrai als lange, hinz [bis]
sich die iunger unsers herren uͥber si erbarmoton, und dc si ier erndoton umbe got,
dc er sich uͥber si erbarmete und dc er ier genade tête PrSchw
2,96
(vgl. Mt 15,22ff.)
ernder
stM.
oder ist êrnder mit langem anlautenden Vokal anzusetzen?
‘Fürbitter’
da von gewan si mit ir scrigende und mit ier ruͤfende vil ernder und vil
bitter. und da von, saligen kint, erkanden wir [...] die
vigende und die êrnder und die bitter PrSchw
2,92;
zem dritten mal son wir ruͤfen und scrigen hinz got, dc wir unser êrnder und
unser bitter erwegen und ûf bringen ebd.
2,92.
2,96
erne
stswF.
z.T. von
2ern
stM. nicht zu unterscheiden.
‘Ernte’
1
‘das Einbringen der Ernte, Erntearbeit’
2
‘Erntezeit’
3
‘die einzubringende Ernte’
1
‘das Einbringen der Ernte, Erntearbeit’
ich wil in die erne oder anderswâ KLD:UvW
4:5,14;
SM:Had
22: 1,1;
Elis
3738;
von eime dorfmanne, der hate gesniten in der erne daz her mude was
HvFritzlHl
206,34;
in der erne / pfligt man gerne / fröide und wilder sinne, /
wan da huote ist nit ze vil SM:Had
43: 2,1;
ir sult iuwer swenzel / krispen, dirne guot / (êst erne zît!),
krenzel / machen ouch ûf die vîrtage ebd.
24: 1,3;
abir lâzit si beide wachsin bis zuͦ der erne und in der zcît der erne sage ich
den snitêren: [...]
EvBeh
Mt 13,30;
wissest, wen die zit kummet der ernen, daz er sin korn samnet
Tauler
42,14.
– bildl.:
gar zitig waz irr freuden eren Minneb
80;
so wirt din freude danne zytig / von ir genaden erne
ebd.
3567;
du freuden stern, der salden ern, du bist der kern, da minn uß sprüßt
Mügeln
397,2.
122,11;
(unklar, ob hierher oder zu 2:)
ir singet dan sô vil süezzeklîche hô, / ouch ist
erne [zur Erntezeit (vgl. Anm.z.St.)?] recht
fröide ûf dem strô SM:Had
24: 1,13.
2
‘Erntezeit’
si [Ameise] samenet in der erne also
vile, / daz si al daz iar lebit mit spile Elmend
A 27;
swer der nezzel samen in der ernne gewinnet, der ist guͦt zu
manichen dinge Macer
4,22;
sam ob got ein mel butilte / von irlesenen kernen / gerifet
wol in der ernen, / also [...]
HeslApk
3252;
nu sprechit ir daz doch daz noch vire manden synt, unde denne
wirt erne adir ouwist? [Io 4,35]
EvBerl
34,18;
zu welchir zit daz were vor der ernen UrkCorp
3569,20;
ze aneganden ernen ebd.
N 816,36.
– in der Datierung für den Zeitraum von Ende Juli bis August:
diz geschach ze Nvͤwenburg in Briscoͮwe in den ernen UrkCorp (WMU)
2222,35;
an sant Jacobs abende in ernen ebd.
1447,3;
UrkWürzb
40,504
(a. 1343);
nach sant Jacobes tage der da gevellet in die eren ebd.
41,172
(a. 1345);
an santhe Pethers dage in der ernen [1. August]
UrkCorp (WMU)
3438,43;
vor sancte Stephanes tage in den ernen [3.
August]
ebd.
N406,8
3
‘die einzubringende Ernte’
groz ist ein erne erstanden ie / und ist der snyder lutzel hie EvStPaul
7706
(Lc 10,2);
so die fruht ist follenkumen, / zu handen wirt die sychel genumen / und an daz
korn er sie geleget, / so die erne sich zu nutze erweget ebd.
2957
(Mc 4,29);
sicherlîchen der erne ist vile, abir der werclûte wênik EvBeh
Mt 9,37;
darumme bittet den herren der erne daz her sende werclûte in sînen snit ebd.
Mt 9,38
ernëcken
swV.
‘(Eier) ausbrüten’ (?):
Jacobes tohter Dina tet sam diu getelôse henne / diu in dorf
gêt lekcen [= legen
] dei eier dei si spâte scol ernecchin [
oͮz nichen
GenM 68,5] , / giench after gouwe dei lantwîb scowen
Gen
1595
ernehten
swV.
‘etw. ergründen, durchdringen’
ernehten und erkirn / begund er
[...] des landes site unde phâht Ottok
18818
erneiʒen
swV.
‘jmdn./etw. bedrängen, (be-)schädigen’
so beschebt er [
schatzer
] witiben und waisen. / wie ers immer mag dernaisen, / er macht als daz
arm und ploz, / daz da ist sein haus genoz Teichn
408,20;
daz sint die misgemuten, / [...] /
die gotes hus irneisen, / ir eben cristen vreisen HeslApk
13305
ernelîn
stN.
Dimin. zu erne, eine Var. von
ârant
stM.
‘kleines Geschäft, Kleinigkeit’
do sante er umme ein ernelin Vät
21676
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