engegengân
stN.
‘das Entgegentreten’
daz volc vaste erschreckte, / ditz schricken Christ erweckte
/ dâ durch, daz nîmant mochte jên / Christ mit sîme enkegengên / het an dem volke
daz gericht / und im gebrûvet di geschicht, / daz si ditz begîngen / und in al dô
vîngen JvFrst
3964
engegenkaphen
stN.
‘das Entgegenschauen, Anschauen’
die sternen die habent ein emzeklich engegen kapfen zuͦ der
sunnen und die sunne ein wider gesicht zuͦ in, und dannan ab sint ir werk zemole
unteilsam Tauler
373,1
engegenkeit
stF.
Bed. unklar, übers. lat. relatio:
ez ist ein daz heizit in deme latine ‘relacio’ und zu dude ein ‘ingeginkeit’
oder ein ‘inlugin’, di ingebin nicht underscheit in keinir creature. si nemen
unterscheit, dan in gode alleine gebin si underscheit under den personen
Parad
102,5
engegen über
Präp.
‘gegenüber’ (mit Dat., hier in Distanzstellung):
vf dem huse vnd der hovestete engegen hern Ysinbarte vber UrkCorp (WMU)
N235,15
engegenwart, engegenwurt
Adv.
‘zugegen, anwesend, gegenwärtig’
nu hat der koninc Constantin / ethelicheme gemachet moͮ / dar
gedenket iungelinge zo / die hie intgegenwart stan Roth
3373;
geziuge, die enkegeburt wâren, do wir disiu gabe gaben, sint
[...]
UrkCorp (WMU)
N772,11;
unser herre Jesus Christ, / der wârer got und mensche ist, / mit
unverwandelter art / ist dâselb [beim Abendmahl]
engegenwart LvRegSyon
3152
engegenwërt
Präp., Adv.
1 Präp. mit Dat., überw. in postpositionaler Stellung ‘entgegen, auf … zu’
2 Adv. ‘gegenüber’ (?)
1
Präp. mit Dat., überw. in postpositionaler Stellung ‘entgegen, auf … zu’
ûz sîner rotte kam er dar / in beiden schône engegenwert KvWTroj
31699.
32671.
33247;
ob irs geruochent / [...], / sô kêrent in
engegenwert, / erwelter künic reiner KvWPart
13610;
hin engegenwerte / spranc im der alte Hildebrant Bit
8048;
dô rief er Dietrîchen an, / der îlte im dô engegenwert ebd.
9345
2
Adv. ‘gegenüber’ (?):
da lat got [...] / sine wunden
schouwen, / [...], / einen stich durch sine situn – / wir
sehen in alle bluotun –, / den er durch uns erliten hat, / da diu werlt engegenwert
stat Hochz
726
engegenwertec, engegenwürtec
Adj., Adv.
‘gegenwärtig, anwesend, zugegen’
[Gott] ist ouch unde / in deme hellegrunde. / da ist er
ingegenwortich / ein herre ujl uorchtich Glaub
131;
SHort
7207;
Tauler
158,6;
die toiti hant sal da [bei der Anklage vor
Gericht] abir inkeinwerdic sie Mühlh
98,14;
der marschalc sal niht âne urlop des meisteres, ob er
engegenwertic ist, an die vîende sprengen StatDtOrd
105,22.
112,22;
Menesteus [...] / wart im engegenwürtic
[trat ihm entgegen]
KvWTroj
31396;
Priesterl
403;
StRBrünn
344.
–
‘vor Augen liegend’
den furt begrîfet, herre guot, / der uns engegenwürtec ist KvWPart
20973.
–
wir [...] duͦn kuͦnt allen den gienen
[denjenigen] , die diesen intgegenwordichgen
[vorliegenden] brief ane sient inde horent
UrkCorp (WMU)
223,41;
wir [...] ergien des mit dieseme entgegenwordigme
brieve, dat [...]
ebd.
76,33
engegenwertecheit, engegenwürtecheit
stF.
‘Anwesenheit, Gegenwart’
so hain wir [...] in jntgeinwordigheide der heiliger
ewangelien gesworen, ir bescheit vuͦr uns inde vnse gestihte
[...] stede ce haldene UrkCorp (WMU)
43A,35;
do der geist vor gieng in miner [Hiob]
engegenwúrtkeit, do erbibeten dú har mins fleisches Tauler
222,10.
– von der Gegenwart Gottes:
wiͤ has du also verlorn diͤ sinne, / dat noch diͤ vorte noch
diͤ minne / dich ’n deit vuͤlen der engegenwürdcheide / der unmezlicher
suͤzicheide, / diͤ in dem suͤzstem Jhesu is? MarlbRh
40,7;
nu muͦsten doch die jungern unsern herren lossen, die aller
minneklichsten engegenwúrtkeit, die so trostlich und úber gros und gotlich was
Tauler
152,18
u.ö.
– unklar; ‘Geistesgegenwart’ oder ‘Fähigkeit, Gottes Gegenwart zu
erkennen’ (?):
de ander craft [der Seele] heyscht
[heißt] inteligencia, dat is eyne intgegenwordicheit,
eyn bekennen, eyne wysheit Eckh
1:231,2
engegenwurf
stM.
Bed. unklar (zu lat. obiectum?); ‘Ziel’ (?):
ich horte von eime grossen gotzfrúnde
[...], das er sprach: ‘ [...]
ich muͤsse mime nehesten himelriches me wúnschen [...]
danne mir selber: dis hies ich minne.’ alsus ist der engegenwúrffe vil die der
minnende mensche begert Tauler
410,31;
alle die fúrwúrfe und die engegenwúrfe in aller der wise
im [dem Menschen] got hie fúr gehalten wirt ebd.
144,27
engegenwurt
Adv.
→
engegenwart
engein
Präp., Adv.
→
engegen
engeistecheit
stF.
‘Zustand des vom Geist Entledigtseins’
ouch lît diu geistlicheit der sêle dar an, daz si an irm ihte alse wênic sî
materie, als an irme nihte, von dem si geschaffen wart. diz ist diu geistekeit der
sêle. aber ir entgeistekeit lît an dem înslage, dâ si mê ûf daz sîne
[Gottes] gêt dan ûf daz ire, unde daz ist diu hôcheit
irs volmahten wesens Überschall (Pf)
520,30
engeisten
swV.
1 intr. ‘den Geist aushauchen, sterben’ (Lehnübers. zu lat.
exspirare ) 2 tr. ‘jmdn./ sich des Geistes entledigen, in den Zustand der Selbstentäußerung
versetzen’ (?)
1
intr. ‘den Geist aushauchen, sterben’ (Lehnübers. zu lat.
exspirare):
Jhêsus abir lîz ûz eine grôze stimme und intgeistete EvBeh
Mc 15,37.
Jhêsus sprach scrîende mit grôzir stimme: ‘vatir, in dîne hende bevele ich
mînen geist.’ und dô her diz gesprach, dô intgeistete her ebd.
Lc 23,46
2
tr. ‘jmdn./ sich des Geistes entledigen, in den Zustand der Selbstentäußerung
versetzen’ (?):
daz selbe niht ist blozheit in der personen wesen, / daz den geist entgeistet
Überschall
52;
da sich got entgeistet da ist dunsterheit in einer unbekanter bekanter
einikeit ebd.
63.
– als Part. Prät.:
von dem inblike entsinket der geist im selben und aller
siner selbsheit, er entsinket och der wúrklichkeit siner kreften und wirt
entwúrket und entgeistet Seuse
189,21.
181,28;
dâ [am Jüngsten Tag] erstênt alliu dinc, unde
niht an sich selber, sunder an dem, der sie in sich gewandelt hât. dâ wirt er
[der lîcham
] entgeistet unde wirt ein geist unde fliuzet mit dem geiste in
den êrsten ursprinc Eckh (Pf)
391,8
engeistunge
stF.
‘Entäußerung des Geistes’ (?):
diu entgeistunge des geistes ist ein entblœzunge aller wise der einikeit, die
die persone beslozzen hant in rehter wise Überschall
Gl. 189
engel
stM.
‘Engel’
1 überirdisches, gottnahes Wesen 1.1 Schutzengel des Menschen 1.2 gefallener, abtrünniger Engel, Lucifer 2 bildl. für Menschen von besonderer Schönheit, Makellosigkeit, Reinheit
1
überirdisches, gottnahes Wesen:
dô hiez er [Gott] engil werden: /
zehen chôre er bestifte, mit engelen er si al berihte Gen
6;
ein ieglich engel schint also gestalter / als kint in jaren vieren in der
jugende, / und me dann sehzic hundert ist ieglicher an den jaren mugende JTit
5974,2;
kain ander crêatûr hât vernunft ân den engel und den menschen
BdN
3,9;
der himel und die engel haben ein wesen /
[...] uß ewiglichen sachen Mügeln
9,2;
VMos
3,23;
Rol
7823.
– als Gottesbote:
uns chunten die engele die gotes urstende
AvaLJ
172,3;
[Gott] sazte einen engel mit eime viuwerintem swerte
fur das tor des heren paradyses Konr
17,25;
der heilige engel sprach: din kint, Maria, sol heizzen
Iesvs, heilant Spec
16,24.
24,27;
RvEBarl
2720
1.1
Schutzengel des Menschen:
ein iegelich mennesse hât einen goͮten engel ze hoͮte uon
gote Spec
109,28;
vnz sagint die buoch, daz ein iegelich mensche habe einen
guͦten engel, der sin huͤte Lucid
65,8;
der guote sant Michahêl der ist fürste über die selben engele, die unser
dâ hüetent PrBerth
1:94,8;
Rol
7123;
Eckh
5: 109,25.
– auch sein böser Engel:
einer iechelichen menscheit / zwene engele sint bescheiden / einen
guten einen leiden / ein iechelich mensche bi im hat Pass I/II
337,47
1.2
gefallener, abtrünniger Engel, Lucifer:
der tîufal herister engel was in den himilen
JPhys
7a,4;
do wart des nidis vatir Lucifer / ein eingil abitrunnigir
SuTheol
54;
Lucifer, de engel wis ind groz MarlbRh
113,33;
die schacher, daz ist der tiufel und sein engel
PrOberalt
154,18;
RvEWchr
23995
2
bildl. für Menschen von besonderer Schönheit, Makellosigkeit, Reinheit:
dô truoc der junge Parzivâl / âne flügel engels mâl
Parz
308,2;
er was engel, mensche niht, / des muotes, als daz mære giht
RvEBarl
13647;
ein wîp sô schœne und guote / [...] / an kiusche ein
engel KLD:Suon
3:2,3;
ir lîp engels schœne hât KLD:UvL
26: 3,3;
UvZLanz
4430.
– sprichwörtl. Verwendung (vgl. TPMA 2,478f.):
swer ein engel welle sîn, / der tuoz ouch mit den werken schîn
Freid
70,16;
ez treit mang mensche eins engels schîn, / und hât doch tiuvellîchen sin
Boner
43,95;
Renner
883.
9552;
von dem spricht der gemain spruch: junger engel, alter
tiefel BdN
231,28
engelbote
swM.
‘Engel (als Gottesbote)’
do hub sich in der luft ein sanc / [...] / die
heiligen vnde die engelboten / sich ordenten an manigen roten Pass I/II
129,41
engelbrôt
stN.
‘Brot der Engel, himmlische Speise’ (s.a.
engelspîse
):
die rechten ezzent in dem himel daz engelprot, daz ist Christ selbe, swen si
gesatet werdent von siner ansicht PrLeys
3,13
engelgesanc
stN.
‘Gesang der Engel’ (hier wohl bezogen auf das Ave Maria; vgl.
engelgruoʒ
):
do er do [der Bischof während einer Messe, die von Teufeln
gestört wird] an huob daz engelgesang, do sach er daz die engel
koment in die kirche vnd noment den tüfeln ire briefe PrEls
6,76
engelgruoʒ
stM.
‘Engelsgruß’ (bezogen auf das Ave Maria):
vunfzik Ave Marîâ / aller tegelîchen [...] als dikke
dû den engel gruoz / sprichest, sô bist dû gewis, / daz er ir vil werder ist, /
denne ein krône guldin / oder tûsent rôsenkrenzelîn RosenkrMar
150
engelher
stN.
‘Heer von Engeln’
reicher herre Nero, / daz ich [der Zauberer
Symeon] got bin, daz soltu sehen; / [...]
/ wenn ich den himel nimm zuͦ mir, / so will ich wider nach dir / senden mein engel
her Märt
11037
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